16.03.2023
PCI Gruppe: Vorbereitungen auf Gesellschafterwechsel laufen auf Hochtouren
Firmeninfos
Die gestiegenen Zinsen und Preise sowie die Inflation setzen Bauherren immer stärker unter Druck: Während die Stornierungen im Wohnungsbau seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges deutlich zunehmen, rückt die Renovierung immer weiter in den Fokus der Bodenbranche – auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Die
PCI Gruppe mit ihren beiden Marken PCI (für keramische Fliesen, Naturstein und Bautechnik) sowie
Thomsit (für die Fußbodentechnik) hat dieses wichtige Geschäftsfeld fest im Blick, wie das Führungsteam auf der Pressekonferenz am 15. März 2023 am Hauptsitz im bayerischen Augsburg deutlich machte.
Bei der Bekanntgabe der Jahresschwerpunkte 2023 berichteten der Gesamtvertriebsdirektor der PCI Gruppe,
Holger Sommer, und Marketingleiter Stephan Tschernek, dass Thomsit den Boden- und Parkettlegern zukünftig drei neue Systemlösungen für typische Herausforderungen beim Renovieren und Sanieren anbieten werde. Im Januar erschien bereits ein fünftes Thomsit-Renoviersystem – geeignet für die Parkettverlegung auf Böden, deren Untergründe noch Restfeuchte aufweisen. Es besteht aus dem Renovierausgleich Thomsit RS 100, dem Silikat-Gießharz R 729, der Sperrgrundierung R 745 und dem Parkettkleber P 680 Elast Strong. Zwei weitere Systeme sollen im zweiten und dritten Quartal folgen. „Der Renovierungsmarkt ist entscheidend für den Erfolg der PCI Gruppe. Die technische Beratung und unser Service sind die Kern-Kompetenz von Thomsit – auch bei Sanier-Lösungen“, stellte Holger Sommer die Bedeutung heraus: Für die Marke Thomsit sind rund 40 Außendienstmitarbeiter im Einsatz, für die Marke PCI sogar 100. Und Tschernek ergänzte: „Wir wollen der kompetente Partner beim Renovieren sein. Wir möchten dem Handwerker mit den passenden Systemen die Arbeit auf der Baustelle so einfach wie möglich machen.“ Dafür stehe auch das neue Kampagnen-Motto „Einfach machen!“
Der diesjährige zweite Vermarktungsschwerpunkt liege bei Thomsit-Produkten auf den Parkettklebern Thomsit P 670, P 680 und P 690. In diesem Segment fand eine Verschlankung des Portfolios von fünf auf drei Produkte statt, um dem Handel und Handwerk die Auswahl zu erleichtern, erläuterte Sommer. Marketingleiter Tschernek kündigte an, dass die neue Visko-Flex-Technologie von Thomsit stärker in der Öffentlichkeit kommuniziert werden soll: „Die Visko-Flex-Produkte punkten mit einer hervorragenden Verstreichbarkeit, einem exzellenten Riefenstand und einer ausgezeichneten Saughaftung. Ein schnelles und kraftschonendes Arbeiten, bester Verlegekomfort und eine hohe Anwendungssicherheit – das sind die spürbaren Vorteile beim Verlegen.“ Die drei genannten Parkettkleber sind alles Visko-Flex-Produkte – und zudem auch noch neue Rezepturen.
Thomsit-Roadshow von Juni bis August 2023
Auch bei der Kundenansprache beschreitet die PCI Gruppe neue Wege: „Statt einer Teilnahme an großen Messen, wie beispielsweise der BAU 2023, werden wir zukünftig den Fokus auf die Durchführung von maßgeschneiderten, kleineren Events legen“, kündigte Marketingleiter Tschernek an. Um besonders nah am Kunden zu sein und Expertenwissen vor Ort zu vermitteln, soll von Juni bis August 2023 eine Thomsit-Roadshow stattfinden – deutschlandweit und im benachbarten Ausland an rund 15 Standorten. Diese Events sollen einen entspannten Afterwork-Charakter haben. „Triff deine Thomsit-Experten vor Ort und hol dir die besten Tipps und Tricks rund ums Renovieren. Tausche dich mit Handwerkerkollegen aus und hab eine gute Zeit mit Thomsit“, benannte Marketingleiter Tschernek das Konzept. „Bei unserer Roadshow wollen wir Kunden die Thomsit-Werte erleben lassen und ihnen Vorzüge bzw. Mehrwerte aufzeigen. Diese kleinen Formate bestechen mit einer exklusiven Atmosphäre und einem intensiveren Zielgruppenbezug“, betonte PCI-Gesamtvertriebsdirektor Holger Sommer.
Bei den auf der Roadshow behandelten Themen soll ebenfalls die Renovierung im Vordergrund stehen. Die Termine im Juni und Juli werden zudem teilweise in das Online-Format „Thomsit Live!“ eingebunden: Dieses digitale, kostenfreie Schulungsformat umfasst Theorie, Vorschriften und Normen sowie nützliche Tipps und Tricks aus der Praxis. Neu dabei ist, dass diese Sendungen ab 2023 kompakter und häufiger stattfinden – nämlich jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat.
Leichte Erhöhung der Netto-Umsätze in 2022
Auf das vergangene Geschäftsjahr 2022 ging der neue CEO der PCI Gruppe,
Stefan Harder, ausführlich ein: Die Augsburger erzielten einen Jahresumsatz von rund 340 Mio. EUR. Harder sprach von einem „leichten Wachstum bei guter Profitabilität“. Das Marktumfeld in Deutschland und Europa sei schwierig aufgrund des gleichzeitig auftretenden Nachfragerückgangs im Neubau, Engpässen bei der Rohstoffversorgung und extremen Preissteigerungen: „Solch eine Konstellation von Außenwirkungen habe ich in meiner gesamten Karriere noch nicht erlebt. Unter diesen Rahmenbedingungen verlief das vergangene Geschäftsjahr einigermaßen zufriedenstellend. Wir konnten unsere Position auf fast allen Märkten verteidigen“, sagte Harder, der seit Sommer 2022 den Bauchemiehersteller leitet. Fehlendes Geschäft aus dem Inland konnte durch robustere Auslandsmärkte kompensiert werden, führte der CEO aus – dies seien etwa die Benelux-Staaten, die Schweiz und Österreich.
„Das Marktumfeld in 2023 wird der PCI Gruppe keinen Rückenwind geben. Wir erwarten ein schwieriges erstes Halbjahr. Für das zweite Halbjahr sind wir verhalten optimistisch. In Summe wird vielleicht das 2022er-Umsatzvolumen erreicht“, sagte Stefan Harder mit Blick auf die Zukunft. Trotz dieses verhaltenen Ausblicks auf 2023 wolle die PCI Gruppe in den kommenden fünf Jahren weiter kräftig in ihre drei Produktionsstandorte Augsburg, Hamm und Wittenberg investieren. So soll beispielsweise dieses Jahr am Hauptsitz in Augsburg eine Photovoltaikanlage zur Steigerung der energetischen Unabhängigkeit errichtet werden. Beim Thema Nachhaltigkeit spielen auch die Angestellten eine entscheidende Rolle, wie CEO Harder hervorhob: Der Bauchemiehersteller beschäftige derzeit rund 1.200 Mitarbeiter und wolle auch in diesem Bereich weiter wachsen.
Der Technische Geschäftsführer Frank Rösiger stellte in diesem Zusammenhang die erfolgreich getätigten Investitionen der jüngsten Vergangenheit vor: Mit der Erweiterung der Dispersionskleber-Anlage am Standort Augsburg konnte die Produktionskapazität von 9.000 auf 18.000 Tonnen pro Jahr zur Herstellung von Bodenbelagsklebern und Primern erhöht werden. Die Inbetriebnahme erfolgte im November 2022. Am Hauptsitz ist zudem eine Siloerweiterung der Pulverfertigungsanlage 5 aktuell im Bau. Am Standort Wittenberg in Sachsen-Anhalt erfolgte die Erweiterung der Parkettkleberanlage. Das Ziel war die Erhöhung der Produktionskapazität auf mehr als das Doppelte: von 900 auf ca. 2.000 Tonnen pro Jahr zur Herstellung von Parkettklebern mit neuer Produktions- bzw. Rezepturtechnologie. Die Inbetriebnahme geschah im Januar 2023. Dieses Jahr sollen weitere Investitionen in den Standort Hamm in Nordrhein-Westfalen erfolgen. Frank Rösiger betonte: „Die Zeiten sind schwierig, aber wir investieren nicht nur für heute oder morgen, sondern langfristig für die Zukunft.“
Übernahme durch Sika fürs zweite Quartal 2023 erwartet
Zum aktuellen Stand des geplanten
Erwerbs des PCI-Mutterkonzerns MBCC durch Sika sagte CEO Stefan Harder, dass sich die Transaktion nun kurz vor der Vollendung befinde. Nach der Ankündigung der geplanten Übernahme im November 2021 mussten zahlreiche wettbewerbsrechtliche Hürden genommen werden – Anfang Februar 2023
machte die EU-Kommission den Weg frei für einen Erwerb der MBCC Group durch
Sika. „Die Vorbereitungen auf den Gesellschafterwechsel laufen auf Hochtouren“, berichtete Harder. Sika erwarte den Abschluss für die Mitte des zweiten Quartals 2023. Bis dahin seien PCI und Sika weiterhin Wettbewerber, sodass ein Austausch über strategische Optionen in der Zukunft erst nach dem Vollzug des Kaufvertrags gestattet sei. Daher seien Aussagen etwa zur zukünftigen gemeinsamen Markenstrategie derzeit nicht möglich.
Harder sagte: „Gemeinsam können wir stärker auf den Märkten agieren.“ Die PCI-Führung werde sich dafür stark machen, dass auch nach dem Zusammenschluss mit Sika die Marken PCI und Thomsit erhalten bleiben. „Meine persönliche Meinung: Es ist davon auszugehen, dass Sika unsere Marken pflegen wird. Es sind starke Marken, bei denen es Sinn macht, sie zu behalten. Sika verspricht sich Synergien.“ Und PCI-Gesamtvertriebsdirektor Holger Sommer ergänzte: „Bei PCI und Thomsit sprechen wir von zwei Traditionsmarken, die beide jeweils mehr als 70 Jahre alt sind. Generationen von Bodenhandwerkern haben schon mit ihnen gearbeitet. Sie gehören zu den Marktführern in ihren Segmenten.“
Sika und die PCI Gruppe seien zudem beides Unternehmen, die sich durch starkes Wachstum auszeichnen würden, führte CEO Harder weiter aus: So übersprang der Schweizer Konzern im Geschäftsjahr 2022
erstmals die Umsatzmarke von 10 Mrd. CHF (ca. 10 Mrd. EUR). „Die Zeichen stehen auf Personalausbau und nicht -abbau.“ Für die rund 1.200 PCI-Mitarbeiter werde sich durch den Gesellschafterwechsel zudem nichts ändern: Sie seien weiterhin bei der PCI Augsburg GmbH angestellt. FussbodenTechnik wird die Akquisition mit Interesse beobachten.
PCI rückt neue CSA-Technologie in den Fokus
Übrigens: Auch für Fliesenleger, die auf PCI-Produkte setzen, wird 2023 ein interessantes Jahr. Bei der Thomsit-Schwestermarke PCI, einem Spezialisten für Verlegewerkstoffe für keramische Fliesen und Natursteine sowie für die Bautechnik, stehen vor allem die Klebemörtel PCI Nanorapid und PCI Nanolight sowie der Fugenmörtel Nanofug Premium im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Nicht von dieser Welt – die Trilogie des Fliesens“ werden diese Produkte beworben. Bei den Spachtelmassen gehören PCI FT Plan Fein, PCI FT Plan und PCI Periplan Flow zu den Fokusprodukten. Letzterer verfügt – ebenso wie der zuvor erwähnte Klebemörtel PCI Nanorapid – über die von PCI zum Patent angemeldete CSA-Technologie: „Diese sorgt durch den Einsatz von Calcium-Sulfoaluminat-Zement (CSA-Zement) für ein schnelleres Erstarren sowie eine höhere Frühfestigkeit, was wiederum den Baufortschritt beschleunigt. Der Herstellungsprozess erfolgt bei wesentlich geringeren Brenntemperaturen im Vergleich zu herkömmlichen Zementen, wodurch weniger Energie verbraucht und der CO
2-Fußabdruck gesenkt wird. Das Ergebnis: innovative Rezepturen bzw. Produkte für höchsten Verarbeitungskomfort und Ausführungssicherheit auf Basis nachhaltiger Rohstoffe“, erklärte PCI-Gesamtvertriebsdirektor Holger Sommer.
Auch die PCI Akademie setzt das bewährte Schulungsprogramm aus deutschlandweit stattfindenden Tagesseminaren für den Fachhandel und das Handwerk fort. Neu ist der Aspekt „Bauchemie zum Anfassen“ für den Bereich Bauprodukte sowie „Praxiswissen für Azubis und Quereinsteiger“. Zudem wird es eine quartalsweise Fortführung der erfolgreichen Online-Seminarreihe „PCI-Themenwoche“ geben.
PCI-Alpencup 2023
Ein weiteres erfolgreiches Format der Augsburger wird 2023 fortgeführt: der
PCI-Alpencup – der Wettkampf der Fliesenleger. Dieser geht am 29. und 30. Juni in seine dritte Auflage. „Das Teilnehmerfeld wächst weiter. Dieses Mal gehen neun Nationen an den Start“, sagte Marketingleiter Stephan Tschernek. Die teilnehmende Delegationen kommen dieses Jahr aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Südtirol (Italien) und Tschechien.
Erstmalig findet der PCI-Alpencup nicht in Augsburg statt, sondern in einem der Teilnehmerländer: „Ein Modus, der dem Wettkampfnamen gerecht wird und auch zukünftig bleiben wird“, erläuterte Tschernek weiter. Der diesjährige Alpencup wird somit im Bildungspark des Schweizer Plattenverbandes in Dagmersellen (Kanton Luzern) veranstaltet. Die Aufgabe wird wie gewohnt in Zweier-Teams bearbeitet. Das Niveau der Aufgaben orientiert sich an den internationalen Berufswettbewerben Worldskills und Euroskills. Bei der Premiere im Jahr 2021 siegte das deutsche Team, vergangenes Jahr errangen die Österreicher den 1. Platz.
Von Sebastian MusolfDer FussbodenTechnik-Newsletter: Hier kostenlos anmelden