13.10.2021
Europameister Yannic Schlachter: Mit der nötigen Coolness zum Sieg
Firmeninfos
Er hat es ganz nach oben aufs Siegertreppchen geschafft: Der 22-jährige Yannic Schlachter errang bei der Europameisterschaft der Berufe in Graz die Goldmedaille und ist jetzt Europameister im Fliesenlegen. Der Meisterschüler aus dem baden-württembergischen Albbruck ist seit Anfang 2020 Mitglied der deutschen Fliesen-Nationalmannschaft, die vom Fachverband Fliesen und Naturstein im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes getragen wird. Mit FussbodenTechnik sprach er über die Euroskills 2021 und seine Zukunftspläne.
FussbodenTechnik: Herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille. Was ging in Ihnen vor, als bei der Siegerehrung Ihr Name fiel?
Yannic Schlachter: Meine erste Emotion war Erleichterung. Dass sich die ganze Arbeit am Ende gelohnt hat, das war ein Riesengefühl. Ich hatte damals in Graz gedacht, ich werde Zweiter – habe nicht mehr mit dem Sieg gerechnet. Ich hatte dann aber doch einen ganz knappen Vorsprung von vier Punkten auf den Gewinner der Silbermedaille.
FT: Haben Sie Ihren Europameistertitel gebührend gefeiert?
Schlachter: Es gab ein paar Partys, in Graz waren wir alle in Feierlaune. Es lief insgesamt sehr gut für das deutsche Team. Meine Freunde und Familie hatten mich nach Österreich begleitet, wir jubelten gemeinsam. Zu Hause in Albbruck gab es eine große Willkommensparty für mich, das ganze Dorf hat mich empfangen und begrüßt. Die Lokalzeitung und der Radiosender SWR3 haben mich interviewt. Ich empfinde es so, dass Handwerksberufen von der Gesellschaft wieder mehr Respekt entgegen gebracht wird – das freut mich.
FT: Bei den Euroskills mussten Sie eine Duschecke mit den Umrissen Österreichs, versehen mit dem Euro-Zeichen, fliesen. Zudem galt es, ein Duschbecken einzubauen. Wie haben Sie diese Aufgabe gemeistert? Was war Ihre Strategie, um zu gewinnen?
Schlachter: Ich hatte drei perfekte Wettkampftage, die aber sehr stressig waren. Insgesamt hatte ich 18 Stunden Zeit für die Aufgabe, die uns bereits einen Tag vor dem Wettbewerb mitgeteilt wurde. Ich fand sie relativ anspruchsvoll. Aber dank des intensiven Trainings in der Vergangenheit und der damit gewonnenen Routine konnte ich super an die Aufgabe rangehen. Alles, was verlangt wurde, hatten wir im Training schon lange geübt. Wir überlegten uns von Anfang an einen Plan, wie ich vorgehen werde. Die nötige Routine, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Dann kann man gelassen an die Aufgabe gehen: also die nötige Coolness mitbringen, damit man abrocken kann.
FT: Und wie liefen die drei Wettkampftage genau ab?
Schlachter: Am ersten Tag habe ich die Fliesen geschnitten, am zweiten die Wand gelegt und am dritten den Boden gemacht. Der Zeitdruck war wirklich sehr groß, ich musste echt Vollgas geben. Ich hatte den kompletten Tunnelblick und habe alles um mich herum ausgeblendet. Von den Zuschauern habe ich nichts mitbekommen, obwohl Tausende auf dem Gelände waren.
FT: Seit wann haben Sie sich auf die Euroskills vorbereitet?
Schlachter: Seit eineinhalb Jahren habe ich auf dieses Event hingearbeitet – insgesamt 15 Wochen Training liegen hinter mir. Ich habe viel Herzblut und Zeit investiert, daher ist es um so schöner, dass am Ende alles geklappt hat. Man brennt dafür – und dann so belohnt zu werden: Das ist Gold wert.
FT: Wie haben Sie Ihre internationale Konkurrenz empfunden?
Schlachter: Insgesamt waren wir sechs Teilnehmer – alles Top-Handwerker. Die anderen waren ebenfalls sehr stark, wir bewegten uns fast alle auf demselben Niveau.
FT: 2022 steht die Weltmeisterschaft der Berufe, die Worldskills, im chinesischen Shanghai an. Sind Sie da wieder am Start?
Schlachter: Ich habe richtig Lust, bei den Worldskills anzutreten. Beim mannschaftsinternen Wettkampf, der im Frühjahr 2022 ansteht, werde ich alles geben, um mich zu qualifizieren.
FT: Und wie geht es beruflich bei Ihnen weiter?
Schlachter: Ich besuche momentan in Vollzeit die Meisterschule in Stuttgart – im Februar 2022 werde ich die Ausbildung abgeschlossen haben. Ich will im Anschluss Berufserfahrung im Ausland sammeln, in der Schweiz. Danach möchte ich in unseren Familienbetrieb einsteigen und diesen später einmal übernehmen.
FT: Und was machst Sie, wenn Sie keine Fliesen verlegen? Was sind Ihre Hobbys?
Schlachter: Ich spiele sehr gerne Musik, vor allem Flügelhorn. Ich bin in einem Musikverein aktiv. Zudem spiele ich Tennis und bin ein begeisterter Fastnachtsgänger. Ich bin ein Partymensch, der gerne feiert.
Yannic Schlachter – Steckbrief:
Alter: 22 Jahre
Beruf: Fliesenleger-Geselle, seit Februar 2021 Meisterschüler in Vollzeit
Wohnort: Albbruck, Baden-Württemberg
Ausbildungsbetrieb: Gerspach Fliesen + Natursteine, Görwihl
aktueller Betrieb: Philipp Schlachter Fliesen & Natursteine, Albbruck
Titel: Europameister im Fliesenlegen (Euroskills 2021), 2. Platz bei der Deutschen Meisterschaft (2019), Landessieger in Baden-Württemberg (2019), Kammersieger der Handwerkskammer Konstanz (2019)
Hobbys: Musik, Tennis, Fastnacht, Feiern
Das Interview führte Sebastian MusolfDer FussbodenTechnik-Newsletter: Hier kostenlos anmelden