05.08.2024
Statistisches Bundesamt: 2023 nochmals weniger Bodenbeläge produziert
Das
Statistische Bundesamt hat die Zahlen zur Bodenbelagsproduktion in Deutschland im Jahr 2023 veröffentlicht. Sie bestätigen teilweise die Befürchtungen, bringen hier und da positive Überraschungen – aber enthalten mehr Lücken als in der Vergangenheit (siehe „Was Interessierte zu den Zahlen wissen müssen“ am Ende dieses Beitrags).
Textile Beläge: Menge und Wert gesteigert
Gute Nachrichten kommen von den Herstellern textiler Bodenbeläge. Nadelvlies (+16 %) hat dafür gesorgt, dass der Produktionswert mit 402 Mio. EUR gute 3 % über dem Vorjahr lag. Einbußen gab es bei gewebten Teppichböden, während getuftete Produkte und die Gruppe der Anderen jeweils eine schwarze Null schreiben konnten.
Bei der produzierten Menge gibt es ebenfalls ein Plus von 1,5 % auf 52,8 Mio. m
2. Bereinigt um die fehlenden Angaben zu gewebten Produkten aus Chemiefasern liegt der Zuwachs bei 4 %.
Elastische Beläge: Weniger produziert, teurer verkauft
„Weniger produziert, teurer verkauft“ galt schon 2022 für die elastischen Beläge. Damals lag der Produktionswert aber tatsächlich über Vorjahr, diesmal fällt das prozentuale Minus nur kleiner aus als bei der Menge. In Zahlen ausgedrückt: Für die Produktionsmenge bedeuten insgesamt 86,8 Mio. m
2 einen Rückgang von fast 14 %. PVC-Beläge schneiden mit -4,5 % noch vergleichsweise gut ab. Kautschukbeläge und Produkte aus anderen Kunststoffen verlieren deutlich zweistellig.
Der Produktionswert ging 2023 um „nur“ 2 % auf 808 Mio. EUR zurück: Es wurden tatsächlich höhere Preise erzielt. Aber 2022 hatten die Statistiker trotz 9 % Rückgang in der Menge ein Plus von 5 % beim Wert verzeichnet. Insgesamt also kein gutes Jahr für die Hersteller elastischer Beläge.
Laminat: Preisdruck hält an
Dies gilt auch für die Produzenten von Laminatböden. Zwar verlief 2023 nicht so dramatisch wie das Vorjahr. Aber nach einem Minus von 27 % in 2022 ging die Produktionsmenge ein weiteres Mal auf jetzt 119,8 Mio. m
2 (-5 %) zurück. Nachdenklich stimmt außerdem, dass der Produktionswert gleichzeitig um 7 % auf 704,0 Mio. EUR gesunken ist – noch stärker als im Jahr 2022 (-6 %).
Parkett: ein Desaster
Eindeutiger Verlierer des Bodenjahres 2023 ist die deutsche Parkettindustrie. Lediglich beim Mosaikparkett gab es Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr. Aber diese Warengruppe hat nur einen Anteil von einem halben Prozent an der Gesamtmenge in Deutschland produzierten Parketts und spielt somit für die Gesamtstatistik kaum eine Rolle. Entscheidend ist die Entwicklung beim Mehrschichtparkett, es macht mehr als 95 % der Produktion aus. Hier gab es einen massiven Einbruch um 39 % auf 3,7 Mio. m
2. Damit hat sich der negative Trend der beiden Vorjahre (-6 bzw. -11 %) noch einmal deutlich verstärkt. Insgesamt wurden 2023 nur noch knapp 3,9 Mio. m
2 Parkett in deutschen Werken produziert. 2020 waren es noch 7,5 Mio. m
2.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Produktionswert: Dieser liegt insgesamt bei 152,6 Mio. EUR (-32 %). Die Veränderung bei Mehrschichtparkett bewegt sich aufgrund der Marktdominanz mit -33 % auf 145,1 Mio. EUR in einer ähnlichen Größenordnung.
Keramische Beläge: Keine Aussage möglich
Für keramische Bodenbeläge lassen sich aktuell keine seriösen Aussagen zur Produktionsstatistik treffen. Durch die Lücken in den Zahlen des Statistischen Bundesamtes fehlen – bezogen auf 2022 – bei der Menge etwa ein Drittel und beim Wert fast zwei Drittel. Daher verzichtet unsere Redaktion in diesem Jahr auf einen Vergleich. Aus demselben Grund fehlt diesmal auch der Blick auf die prozentualen Anteile der einzelnen Warengruppen an Gesamtmenge und -wert.
Neue Lücken in der Statistik
Schon bislang waren die Informationen des Statistischen Bundesamtes unvollständig. Denn es gibt zwei Fälle, in denen die Zahlen nicht veröffentlicht werden dürfen, damit man aus ihnen keine Rückschlüsse auf einzelne Unternehmen ziehen kann: Entweder, wenn für eine Warengruppe weniger als drei Hersteller melden. Ein Beispiel dafür sind Linoleumbeläge, die nur noch von einem Anbieter in Deutschland produziert werden. Oder, wenn eine Firma einen zu großen Anteil an der Gesamtmenge hat. Eine solche Dominanz hat es im vierten Quartal 2023 bei gewebten textilen Bodenbelägen aus Chemiefasern sowie zwei Produktgruppen keramischer Fliesen gegeben. Sie tauchen also nicht in der Statistik auf, womit rund 10 Mio. m
2 fehlen dürften.
Hinzu kommen die Ungenauigkeiten bei der Aufteilung in Wand- und Bodenbeläge oder die Tatsache, dass die produzierten Mengen einzelner Produkte nicht in Quadratmetern, sondern in Kilogramm angegeben werden. Während die Redaktion etwa bei keramischen Fliesen mithilfe einer Umrechnungsformel die Aufteilung in Wand- und Bodenfliesen zumindest ungefähr vornehmen konnte, ist dies bei komplett fehlenden Angaben nicht möglich. Deshalb haben wir dieses Mal den Vergleich mit den Vorjahren nur dort gezogen, wo dies ohne Einschränkungen möglich ist.
Für die Gesamtbetrachtung bedeutet dies, dass wir keramische Bodenbeläge teilweise sowie gewebte Teppichböden außen vor lassen. Bereinigt um diese Produktgruppen, ergibt sich im Vergleich zwischen 2023 und 2022 in der Produktionsmenge ein Rückgang von 9 % auf 273,9 Mio. m
2. Die Veränderung dürfte bei Einbeziehung keramischer Beläge noch größer sein, aber nicht an das Minus von 16 % (bereinigt -18 %) aus dem Vorjahr heranreichen. Durchaus eine positive Überraschung.
Der bereinigte Produktionswert ist um 6 % auf 2,17 Mrd. EUR gesunken. Prozentual ist dies zwar ein geringerer Rückgang als bei der Menge – es wurde also hochpreisiger verkauft. Aber 2022 war es noch gelungen, die Mengeneinbußen finanziell komplett auszugleichen und den Produktionswert sogar um gut 1 % (bereinigt +1,5 %) zu steigern. Aus dieser Perspektive betrachtet, musste die deutsche Bodenbelagsindustrie 2023 also gleich doppelt Federn lassen.
Was Interessierte zu den Zahlen wissen müssen:
Wer sich für die Produktionszahlen – nicht den Absatz – von Bodenbelägen in Deutschland interessiert, kommt an den Informationen des Statistischen Bundesamtes nicht vorbei. Weder die Verbände noch die Hersteller selbst machen konkrete Angaben zu den Mengen und deren Wert. Dennoch sind die Veröffentlichungen der Statistiker mit Vorsicht zu genießen, lassen sich die Zahlen nicht ohne Weiteres mit der Entwicklung der Bodenbranche gleichsetzen. Denn das Statistische Bundesamt hat seine eigene Systematik: Es fasst teilweise Erzeugnisse für ganz unterschiedliche Einsatzzwecke auch jenseits der Raumausstattung zusammen, ohne die Mengenverhältnisse aufzuschlüsseln, verwendet uneinheitliche Maßangaben oder darf für einzelne Produktgruppen keine Zahlen veröffentlichen, weil aufgrund der geringen Zahl der Hersteller Rückschlüsse auf deren Geschäftsverlauf gezogen werden könnten. Hier einige Beispiele:
• Bei textilen Belägen sind die Produktionsmengen für die Automobilindustrie enthalten.
• Bei keramischen und PVC-Belägen sind auch die Produktionsmengen für Wand- und Deckenverkleidungen enthalten.
• Die Mengen für Gummibeläge werden nach Gewicht und nicht nach Quadratmetern angegeben – und enthalten die Zahlen für Fußmatten.
• Für Linoleum werden keine Zahlen veröffentlicht, da es zu wenige Hersteller gibt.
Die Redaktion bemüht sich, diese Defizite in unserer Darstellung auszugleichen. Bei Gummibelägen rechnen wir mit 12,5 kg/m
2. Von der Gesamtproduktion keramischer Fliesen entfallen unserer Rechnung nach 60 % auf Bodenbeläge. Für die Produktionsmenge „Teppichböden andere“ fehlt uns ein solcher Umrechnungsfaktor und wir machen daher keine Angaben.
Ungeachtet dieser Einschränkungen geben die Zahlen des Statistischen Bundesamtes die Entwicklung in der Produktion wieder. Wir werden sie daher auch in Zukunft mit den entsprechenden Bemerkungen veröffentlichen.
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