15.04.2025
VDPM: Mitgliederversammlung setzt Impulse für die Branche
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Berlin war Schauplatz der 10. Mitgliederversammlung des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM). Der Tagungsort hatte nicht nur Bedeutung, weil es der Sitz des Verbandes ist, sondern in der Hauptstadt wurde nahezu zeitgleich der Koalitionsvertrag vorgestellt und damit erste Eckpunkte der Politik in der nächsten Legislaturperiode samt möglicher Auswirkungen auf die Branche.
Bei der VDPM-Mitgliederversammlung standen genauso das Verbandsgeschehen 2024 und die aktuellen Themen des laufenden Jahres im Blickpunkt der rund 100 Teilnehmer. Im Rahmen des Treffens galt es, den Vorstand turnusmäßig neu zu wählen. Vorstandsvorsitzender ist wie bisher Christoph Dorn (Knauf Gips), im Amt bleiben auch seine beiden Stellvertreter Dr. Markus Pfeuffer (Heidelberg Materials Beton) und Heiner Röhr (Sto), der zugleich das Amt des Schatzmeisters innehat. Neu in den VDPM-Vorstand gewählt wurden Robert Fritzsche (Baumit) und René Grupp (Sievert Baustoffe). Die weiteren Vorstandsmitglieder sind Matthias Brox (DAW), Karl Minichmair (Hasit Trockenmörtel), Thomas Mothes (Maxit Baustoffwerke), Christian Poprawa (Saint-Gobain Weber), Jens Schmidt (EJOT) und Thomas Utermöller (Sakret).
Podiumsdiskussion zeigt Wege aus der Baukrise
Den Auftakt zur Veranstaltung bildeten am Vorabend Impulsvorträge zum Immobilienmarkt von Prof. Dr. Michael Voigtländer (Institut der deutschen Wirtschaft) und zu aktuellen Entwicklungen in der Bauwirtschaft von Martin Langen (B+L Marktdaten). Beide Experten wirkten anschließend mit bei der Podiumsdiskussion, zu der auch Christoph Dorn und Michael Kießling, der als CSU-Bundestagsabgeordneter und gelernter Bauingenieur diesen Bereich im Koalitionsvertrag mitverhandelt hatte, auf die Bühne kamen. Moderator Klaus Stratmann (Handelsblatt) stellte der Runde die zentrale Frage, wie Deutschland die Bau- und Modernisierungskrise überwinden kann.
Michael Kießling verwies auf die mit dem neuen Koalitionsvertrag angestrebte Beschleunigung und Entbürokratisierung von Bauprozessen, zum Beispiel durch den neuen „Gebäudetyp E“: „Wir haben damit keine bautechnischen Probleme, es ist zunächst ein Haftungsthema. Abweichungen vom Stand der Technik dürfen aber künftig kein Mangel sein.“ Christoph Dorn sieht für die durch den VDPM vertretenen Branchensegmente das größere Marktpotential eher in der Modernisierung. Martin Langen hatte dazu die entsprechenden Zahlen präsentiert und auch er sieht in diesem Bereich für den Wohnungsbau aktuell positive Tendenzen. Die Runde war sich über die Richtigkeit der Förderung sozialen Wohnungsbaus einig, und Prof. Voigtländer erweiterte diese Sichtweise um den Aspekt, dass man in diesem Segment die Replizierbarkeit von Gebäuden testen könnte mit identischer Architektur und Ausstattung: „Das wäre ein wesentlicher Schritt zur Vereinfachung und Beschleunigung des Wohnungsbaus.“
Einigkeit herrschte bei den Experten ebenfalls bei der Benennung des zentralsten Problems der Bauwirtschaft – dem Fachkräftemangel. Hier bleibt für alle Branchenbeteiligte die Suche nach einer Lösung eine echte Herausforderung. Das Fazit von Christoph Dorn: „Mit der neuen Regierung gibt es die Chance, die wirtschaftliche Lähmung im Land abzuschütteln. Wenn es uns gemeinsam gelingt, eine neue Dynamik im Wohnungsbau zu schaffen, lösen wir zahlreiche gesellschaftliche Probleme: Wohnungsnot und drohende soziale Spannungen, untragbar hohe Wohnkosten und natürlich die Schwäche von Bauwirtschaft und heimischer Baustoffproduktion.“
Politische Kommunikation ausgeweitet
VDPM-Geschäftsführerin Antje Hannig – in Vertretung des erkrankten Hauptgeschäftsführers Lars Jope – und Christoph Dorn führten die Mitgliederversammlung dann durch das Programm des zweiten Tages. Dem Blick auf die aktuellen Konjunkturdaten bei WDVS und Trockenmörtel (siehe Kasten am Ende) durch den Vorstandsvorsitzenden ließ Antje Hannig die Bilanz des VDPM in der politischen Kommunikation im Vorfeld und Nachgang der Bundestagswahl folgen. Hier hat der Verband sein Engagement deutlich ausgeweitet und die Präsenz des Themas energetischer Modernisierung auch in der Tages- und Wirtschaftspresse erhöht.
Die Vorstandsmitglieder Christian Poprawa und Matthias Brox präsentierten anschließend die wesentlichen Aktivitäten und Pläne der Arbeitskreise des VDPM. Die Initiative Wärme schützen kommt jetzt mit kürzeren und knackigeren Botschaften (auf LinkedIn), die Kampagne „Quadratmeter statt Quote“ im Modernisierungsmarkt läuft weiter – hier geht es um ein Volumen von 70 Mio. m
2 Fassadenfläche pro Jahr oder 800.000 Wohneinheiten, die energetisch zu ertüchtigen sind. Im aktuellen Zahlenwerk des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zur Nutzungsdauer von Baukomponenten werden WDVS offiziell Einsatzzeiten von mehr als 50 Jahren bestätigt. Ein Wert, den VDPM und das Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Langzeitstudien nachgewiesen hatten.
Neue VDPM-Website, neue Merkblätter
Der VDPM wird noch dieses Jahr eine neue Homepage an den Start bringen, hinzu kommen neue Broschüren im Bereich Fassadenbegrünung und zur Nachhaltigkeit von Calciumsulfat-Fließestrichen. Das handliche Praxis-Merkblatt Brandschutz steht kurz vor der Veröffentlichung, genauso wie eine neue Publikation zur Systemtreue bei WDVS. Zu den aktuellen Technik-Aktivitäten des VDPM zählen noch zwei gerade gestartete Sonderprojekte – nämlich Großbrandprüfungen mit dem Dämmstoff Polyurethan sowie die Erstellung eines Prüfprogramms für die WDVS-Verdübelung bei Untersichten.
Zum Abschluss der Mitgliederversammlung erhielten die Teilnehmer noch einen Praxisvortrag zum Thema professioneller Verhandlungsführung. Thorsten Hofmann, ehemaliger Ermittler von Bundeskriminalamt und Interpol, analysierte immer wiederkehrende Fehler bei Verhandlungen und gab Tipps, mit welchen Maßnahmen sich solche Gespräche erfolgreich abschließen lassen. Die nächste VDPM-Mitgliederversammlung ist für den 23. und 24. April 2026 wieder in Berlin geplant. Zuvor lädt der VDPM ein zu den mit den Handwerksverbänden gemeinsam veranstalteten Branchentagen, die am 10. und 11. November 2025 in Kassel stattfinden.
Deutliche Rückgänge bei Trockenmörtel WDVS halten an
Der Abwärtstrend bei der Gebäudedämmung mit Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) hat sich im vierten Quartal 2024 fortgesetzt, wenn auch gegenüber dem dritten Quartal leicht gebremst. Im Bereich Trockenmörtel steht für Oktober bis Dezember 2024 verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2023 wie schon in den ersten drei Quartalen ein zweistelliges Minus zu Buche. Tendenziell sehen Marktforscher auch für das laufende Jahr keine Trendwende, sondern allenfalls geringer ausfallende Rückgänge.
Zur Mitgliederversammlung am 11. April 2025 in Berlin hat der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) gemeinsam mit der B+L Marktdaten die entsprechenden Marktstatistiken vorgelegt. Damit verbunden ist auch ein Ausblick ins laufende Jahr für beide Segmente.
Während es im ersten Quartal 2024 noch ein kleines Plus beim WDVS-Absatz von +1,7 % gab, kam es im zweiten Quartal zu einem Rückgang um -9,3 %. Der Negativtrend verstärkte sich im dritten Quartal mit -12,2 % und lag im vierten Quartal bei -9,8 %. In absoluten Zahlen bedeutet das einen Absatzrückgang auf rund 6,3 Mio. m
2 WDVS in Q4-2024. Nachdem der WDVS-Markt bereits im Jahr 2023 insgesamt um -15,3 % geschrumpft war, setzte sich der negative Trend bezogen auf das Gesamtjahr 2024 mit einem weiteren Rückgang um -8,2 % fort. In absoluten Zahlen bedeutet das einen historischen Absatztiefpunkt, der nunmehr bei rund 28 Mio. m
2 und damit deutlich unter der 30 Mio.-Marke liegt. B+L rechnen in ihrer WDVS-Absatzprognose für das Jahr 2025 noch einmal mit einem, wenn auch abgeschwächten, Rückgang von -3,4 % (Prognose Stand 02-2025).
Das Trockenmörtel-Jahr 2024 war geprägt von durchweg zweistelligen Rückgängen in allen vier Quartalen verglichen mit den Absatzzahlen in 2023. Nach -11,7 % (Q1), -15,2 % (Q2) und -15,0 % (Q3) lag der Wert im vierten Quartal bei -13,0 %. Bezogen auf das Gesamtjahr 2024 muss die Branche einen Rückgang von -14 % verkraften. In absoluten Zahlen verringerte sich damit der Absatz von 7,3 Mio. Kilotonnen (kt) in 2023 auf 6,2 Mio. kt im vergangenen Jahr. Für 2025 prognostizieren B+L einen deutlich abgeschwächten Rückgang von nurmehr -5 % auf 6,0 Mio. kt.
„Zentrale Ursache für den eklatanten Absatzrückgang ist nach wie vor und vor allem die Unsicherheit sehr vieler Investoren und privater Auftraggeber von Neubau- oder Modernisierungsmaßnahmen“, konstatiert Lars Jope, Hauptgeschäftsführer des VDPM. „Nach der Bundestagswahl muss die neue Bundesregierung die richtigen Weichen für eine Wiederbelebung der Bautätigkeit, der energetischen Modernisierung und für deutlich mehr Investitionsbereitschaft in die Baubranche stellen.“
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Foto/Grafik: VDPM/Simone M. Neumann
Der neue Vorstand des VDPM (v. l.): Thomas Utermöller, Jens Schmidt, Robert Fritzsche, Dr. Markus Pfeuffer, Karl Minichmair, Christian Poprawa, Matthias Brox, Thomas Mothes, Christoph Dorn. Es fehlen René Grupp und Heiner Röhr.

Foto/Grafik: VDPM/Simone M. Neumann
Podiumsdiskussion: Wie kommt Deutschland aus der Baukrise? Es diskutierten (v. l.) Christoph Dorn, Prof. Dr. Michael Voigtländer, Michael Kießling, Martin Langen und Klaus Stratmann (Moderator).

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Christoph Dorn, Vorstandsvorsitzender des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel.

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VDPM-Geschäftsführerin Antje Hannig vertrat den erkrankten Hauptgeschäftsführer Lars Jope.

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Vorstandsmitglieder Matthias Brox (l.) und Christian Poprawa.

Foto/Grafik: VDPM/Simone M. Neumann
Stimmen aus der Podiumsdiskussion
„Die Zahl der Immobilienverkäufe wächst, das führt immer auch zu verstärkten Umzugsaktivitäten. Und in deren Folge steigen die Maßnahmen zur Modernisierung. Dieser Trend wird durch die aktuellen Zuwächse bei den Kreditverträgen gestützt.“
Martin Langen

Foto/Grafik: VDPM/Simone M. Neumann
Die Ankündigung im Koalitionsvertrag, das Heizungsgesetz abzuschaffen, können Sie ernst nehmen. Wir setzen stattdessen auf Technologieoffenheit und ein ausgewogenes Verhältnis von Emissions- und Energieeffizienz zur Erreichung der Klimaziele.“
Michael Kießling

Foto/Grafik: VDPM/Simone M. Neumann
„Durch die überbordende Regulierung haben wir den Markt teilweise stranguliert. Wir brauchen generell eine andere Haltung beim Wohnungsbau. Wir sind hier in Deutschland zu vorsichtig und zu wenig pragmatisch. Dänemark oder Holland zeigen, welche Möglichkeiten es gibt.“
Prof. Dr. Michael Voigtländer

Foto/Grafik: VDPM/Simone M. Neumann
„Wir haben in Deutschland einen überalteten Bestand und müssen deshalb viel stärker in die Ertüchtigung der Gebäudehülle investieren. Dazu braucht es jetzt eine Breitenförderung, gleichberechtigt für Heiztechnik und energetische Fassadenmodernisierung.“
Christoph Dorn

Foto/Grafik: VDPM/Quelle: B+ L Marktdaten
Marktentwicklung Trodkenmörtel in 1.000 t.

Foto/Grafik: VDPM/Quelle: B+ L Marktdaten
Marktentwicklung WDVS in 1.000 m2.