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08.08.2024

Interface: Im textilen Objekt dominiert die Fliese

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Teppichfliesenspezialist Interface wächst sogar in Zeiten einer angespannten Baukonjunktur. Bauherren, Architekten und Objekteure schätzen die Vorteile der Interface-Fliesen beim Einsatz im textilen Objekt. Dabei helfen belegbare Produkt-Fakten zu niedrigem CO2-Fußabdruck und eingesetzten Materialien, das Rücknahmeprogramm ReEntry, eine neue Recyclingmaschine in den Niederlanden sowie als Highlight zwei neue Kollektionen. FussbodenTechnik sprach am Standort Krefeld mit Anne Salditt, Director EMEA Marketing, und Alexander Friesen, Vertriebsleiter D/A/CH, über die Interface-Erfolgsgeschichte.

FussbodenTechnik: Welche Bedeutung hat die textile Fliese im Objekt, wo sich Interface mit seinen modularen Belägen bewegt? Und wie kommen Sie durch die schwierige Baukonjunktur?

Alexander Friesen: Ich bin für das Jahr 2024 zuversichtlich, dass wir unsere Ziele wieder einmal erreichen werden. Im textilen Objekt kommt im Neubau zu 90 % die textile Fliese zum Einsatz. Es gibt kein größeres Objekt, bei dem Bauherren sich in erster Linie für Bahnenware entscheiden. Das war vor zehn Jahren noch anders. Heute dreht sich die Diskussion mit den Entscheidern ausschließlich um Fragen zu Design, Qualität und Nachhaltigkeit der textilen Fliesen. Und genau damit punkten wir.

Anne Salditt: Die textile Fliese hat sich im Markt mittlerweile etabliert, der Wechsel von der Bahnenware zur textilen Fliese ist vollzogen. Wenn wir von einem kontinuierlichen zweistelligen prozentualen Umsatzwachstum sprechen, zeigt es die positive Entwicklung von uns als Marktführer recht eindrucksvoll. Gerade nach der Pandemie ist der Markt durch das Renovierungsgeschäft geprägt. Insgesamt wird der Flächenausbau qualitativ hochwertiger. Vielleicht werden die Flächen kleiner, aber Arbeitgeber möchten ihre Mitarbeiter zurück ins Büro holen und deshalb sollen die Flächen attraktiver werden.

FT: Warum haben Zirkularität, CO2-Einsparung und Nachhaltigkeit bei Interface einen besonders hohen Stellenwert?

Salditt: Nachhaltigkeit ist bei Interface schon seit 1994 fest in der Unternehmensphilosophie verankert. Der verstorbene Unternehmensgründer Ray Andersson erkannte als Pionier sehr früh die Bedeutung von Nachhaltigkeit und nachhaltigem Handeln. Bis heute ist er für uns präsent und bestimmt mit seinen visionären Ideen unser Handeln, wie wir Produkte entwickeln und produzieren. Es geht immer darum, Rohstoffe einzusparen und CO2-Emissionen zu minimieren. Ein gutes Beispiel ist unsere CO2-negative Rückenkonstruktion CQuestBio, die aufgrund seiner biobasierten Materialien und recycelten Füllstoffe ein vollständiges Recycling ermöglicht.

FT: Interface recycelt die Fliesen zu einem großen Teil selbst. Am niederländischen Standort wurde gerade eine besondere Recyclinganlage in Betrieb genommen.

Salditt: Wir freuen uns sehr über die gerade in Betrieb genommene Recyclinganlage im niederländischen Scherpenzeel. Der Ort ist 45 Minuten von Amsterdam entfernt, in der Nähe von Utrecht gelegen. Dort produzieren wir traditionell für den europäischen Markt und gleichzeitig ist dort auch unsere Warenrücknahme inklusive unserer Recyclingaktivitäten angesiedelt. Unsere Produkte sind kreislauffähig und wir wollen es unseren Kunden so einfach wie möglich machen, ihre gebrauchten Teppichfliesen an uns zurückzugeben.

FT: Wie kann man sich den Recyclingprozess vorstellen?

Salditt: Das Garn und die Rückenkonstruktion CQuestBio werden in der Recyclingmaschine voneinander getrennt. Das Garn wird mechanisch in seine Bestandteile zerlegt und zu Pellets weiterverarbeitet. Diese werden beispielsweise in der Automotive-Industrie verwendet. Das Trägermaterial wird zu Granulat verarbeitet, geschmolzen und dann für neue CQuestBio-Rückenkonstruktionen eingesetzt.

FT: Welche Möglichkeiten gibt es, wenn Fliesen nicht recycelt werden sollen?

Friesen: Kunden können grundsätzlich zwischen drei Möglichkeiten wählen: Die Wiederverwendung (ReUse) der ausgebauten Fliesen, die Wiederverwertung (ReCycling) oder die Energierückgewinnung (ReCover), sprich die thermische Verwertung. Unsere Erfahrung in Verwaltungsflächen im Objekt ist, dass nur 40 % der Fläche begangen werden, 60 % der Fläche sind nahezu unbenutzt. Für die Wiederverwendung der Fliesen arbeiten wir mit festen Partnerunternehmen zusammen, die die Fliesen aufbereiten und für den Wiedereinsatz vorbereiten. Die gut erhaltenen Beläge kommen in sozialen Einrichtungen wieder zum Einsatz.

Salditt: Es gibt nichts Besseres, als den Lebenszyklus eines Produktes zu verlängern. Deshalb hat für uns die Wiederverwendung (ReUse) höchste Priorität. Wir merken, dass die Nachfrage seitens Projektierern und Architekten deutlich ansteigt. Wir geben auf unsere Fliesen 15 Jahre Garantie, aber auch danach sind sie in vielen Fällen immer noch einwandfrei. Das ist auch im Sinne unseres Gründers: Keinen Abfall zu produzieren und gute Produkte nicht zu entsorgen, sondern weiter zu nutzen.

FT: Wer baut die Fliesen aus? Welche Rolle spielen Bodenleger und Objekteure in dem Wiederverwendungsprozess?

Friesen: Neben den Endkunden, Planern und Architekten spielen bodenverlegende Handwerker eine entscheidende Rolle und wir mussten zunächst in Erfahrung bringen, welche Bedürfnisse sie haben. Bodenleger und Objekteure sind der Dreh- und Angelpunkt für unser ReEntry-Programm und wir unterstützen sie gezielt dabei. Die Herausforderungen sind manchmal ganz banal: 1 x 1 m große Fliesen lassen sich beispielsweise häufig nicht in einem Fahrstuhl transportieren. Dafür müssen wir Lösungen mit dem Verleger schaffen. Fakt ist, es gibt Verlegebetriebe, die sagen: Ich bin Objekteur und möchte Vorreiter im nachhaltigen Rückbau sein.

FT: Der Rückbau bedeutet zusätzlichen Aufwand für den Verleger. Wie kann der Abtransport für den Objekteur besonders komfortabel gestaltet werden?

Friesen: Der Endkunde muss den Objekteur hinsichtlich des Ausbaus beauftragen. Interface übernimmt die Logistik des Rücktransports. Wir stellen Paletten zur Verfügung, die mit Eckschutzprofilen ausgestattet sind, damit die Fliesen richtig gestapelt werden können und beim Transport nicht beschädigt werden. Meine Erfahrung ist, dass die Bereitschaft des Bodenlegers für diesen zusätzlichen Arbeitsschritt durchaus vorhanden ist. Wir glauben, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur verpflichtenden Rücknahme auch in Deutschland kommen werden; in Frankreich sind sie heute bereits Standard. Es geht immer darum, den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern oder diese andernfalls in den Kreislauf zurückzuführen – das ist die Zukunft.

Salditt: Für uns gehören Klimaschutz, geringer CO2-Fußabdruck und Zirkularität zusammen. Da wir einen biobasierten Rücken einsetzen, der Kohlenstoff bindet, und das verwendete Garn bereits recycelt ist, ist auch der CO2-Fußabdruck der neuen Fliese geringer. Kann die Fliese nach dem Ausbau sogar wiederverwendet werden, ist das natürlich noch besser. Man kann sagen: Unsere Produkte werden bei der Entwicklung und Produktion bereits auf den späteren Ausbau ausgerichtet.

FT: Viele Unternehmen geben für die Zukunft Klimaneutralität als Ziel an. Wie sehen die Ziele von Interface aus?

Salditt: Im ersten Schritt haben wir uns dazu verpflichtet, bis 2030 unsere CO2-Emissionen weiter deutlich zu reduzieren. Für uns ist dies ein wichtiger Meilenstein, der durch die Science Based Target Initiative (SBTi) wissenschaftlich fundiert und bestätigt ist. Im Jahr 2040 wollen wir als Unternehmen sogar CO2-negativ sein. (Beachten Sie dazu auch die nebenstehende Information: Wann ist eine Teppichfliese CO2-negativ? Die Redaktion) Nachhaltigkeit zu kommunizieren ist eine große Herausforderung. Darum setzen wir auf eine transparente Kommunikation: Am Ende des Tages zählen für uns immer Zahlen, Daten und Fakten. Bereits seit 1996 bemessen wir unsere Fortschritte jährlich. Wir haben für alle unsere Produkte drittverifizierte Umweltproduktdeklarationen (EPDs = Environmental Product Declarations), die grundsätzlich den CO2-Fußabdruck unserer Produkte aufzeigen. Die Meilensteine, die wir erreicht haben, sowie unsere Bestrebungen werden in Form eines ESG-Reports (steht für Enviromental, Social, Governance, übersetzt ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie nachhaltige Unternehmensführung; die Redaktion) einmal jährlich kommuniziert. Das ist uns sehr wichtig sind, um Klarheit, Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen.

FT: Wie detailliert gehen Sie dabei auf einzelne Produkte ein? Bietet Interface einzelne EPDs für Einzelprodukte oder Gruppen-EPDs für bestimmte Produktgruppen?

Salditt: Wir haben beides. Wir haben Produkt-EPDs, um die Fakten für jedes einzelne Produkt aufzuzeigen, und wir haben auch Gruppen-EPDs für unsere weltweit erhältlichen Produkte, die zum Beispiel unsere globalen Kunden verwenden.

FT: Was können die Kunden 2024 noch von Interface erwarten?

Friesen: Auf jeden Fall unsere gerade gelaunchten Teppichfliesen- und LVT-Kollektionen Etched & Threaded und Earthen Forms (lacht; vgl. nebenstehender Kasten). Beide Kollektionen haben wir im Juni weltweit gelauncht. Etched & Threaded wurde von Designer David Oakey entwickelt.

FT: Vielleicht noch eine grundsätzliche Frage: Warum ist eine gute Fliese viel mehr als eine klein geschnittene Bahnenware?

Friesen: Bei uns wird eine Fliese als Fliese gedacht, konzeptioniert und entwickelt. Dahinter steht eine besondere Technik in Herstellung und Entwicklung dieses Moduls. Wir sind seit 50 Jahren darauf spezialisiert. Naht- und Kantenschluss können dabei ein homogenes Flächenbild kreieren, gleichzeitig punktet die Fliese durch die vielen Gestaltungsmöglichkeiten und funktionalen Vorteile.

Salditt: Zum Abschluss vielleicht noch einmal zurück zu den wirklich eindrucksvollen Zahlen: Die Fliesen der neuen Kollektion Etched & Threaded weisen einen CO2-Fußabdruck zwischen 2,69 und 5,1 kg CO2- pro m2 auf (cradle-to-gate). Trotz hoher Grammaturen durch den Poleinsatz in dem Produkt sind das extrem gute und niedrige Werte – und das ist ganz in unserem Sinne.

Das Interview führte Christian Harder.

Wann ist eine Teppichfliese CO2-negativ?

Wenn das Produkt mehr Kohlenstoff bindet, als CO2 während des Rohstoffgewinnungs- und Herstellungsprozess emittiert wird, ist das Produkt CO2-negativ. Einige Materialien, die bei der Produktion von Interface-Teppichfliesen Verwendung finden, enthalten biobasierte Materialien, die Kohlenstoff binden. Der eingeschlossene Kohlenstoff kann nun in der Nutzungsphase nicht mehr in Form von CO2 entweichen. Sind die Emissionen, die bei Rohstoffgewinnung und -verarbeitung entstehen, geringer als das CO2, das in Form von Kohlenstoff gebunden wird, ist das Ergebnis netto negativ – also positiv fürs Klima. Laut Interface enthalten etwa alle CQuestBio-Rückenkonstruktionen CO2-negative Materialien, reduzieren dadurch also den CO2-Fußabdruck des Gesamtprodukts. Einige Teppichfliesen-Produkte im Interface-Portfolio können sogar insgesamt, also cradle-to-gate, CO2-negativ erworben werden. Möglich ist dies mit der Rückenkonstruktion CQuestBioX, die noch mehr Kohlenstoff bindet. Insgesamt zählen 36 Produkte in über 350 Farbstellungen zum CO2-negativen Portfolio von Interface.

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 Interface: Im textilen Objekt dominiert die Fliese
Foto/Grafik: Interface
Neue Fliesen-Kollektion Etched & Threaded von Interface, E612, Farbe Straw Ashlar, Horizontal.
 Interface: Im textilen Objekt dominiert die Fliese
Foto/Grafik: SN-Verlag
FussbodenTechnik-Besuch bei Interface in Krefeld: Vertriebsleiter D/A/CH Alexander Friesen und Director EMEA Marketing Anne Salditt präsentierten die brandneue Fliesen- und LVT-Kollektion, die außergewöhnliche Designs zu bieten hat.
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Foto/Grafik: Interface
Etched & Threaded, E 611 Feldspar Monolithic.
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Etched & Threaded, E611, Farbe Granite, Monolithisch.
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Etched & Threaded, E 613 Flannel-Fog und Ashlar.
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Interface hat am niederländischen Standort in Scherpenzeel eine neue Recyclinganlage in Betrieb genommen. Dort werden das Garn und die Rückenkonstruktion gebrauchter Teppichfliesen voneinander getrennt und im Rahmen des Programms ReEntry wiederverwertet.
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Neue LVT-Kollektion Earthen Forms, On Grain, Farbe Pale Ash, Fischgrät.
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Earthen Forms, Hearth-Gris, E615 Linen Ashlar.
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