10.09.2023
Euroskills 2023: Deutsche Bodenhandwerker erringen Medaillen
An drei Wettkampftagen traten bei der 8. Europameisterschaft der Berufe, den Euroskills 2023 im polnischen Danzig, die besten jungen Fachkräfte des Kontinents gegeneinander an. Die deutsche Berufe-Nationalmannschaft startete dort mit 30 Wettkämpfern in 27 Disziplinen. Bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Berufswettbewerb messen junge Fachkräfte ihre Fertigkeiten unter Einhaltung anspruchsvoller internationaler Standards. Während der drei Wettkampftage müssen sie innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens ein vorgegebenes Werkstück anfertigen. Dabei ist neben Schnelligkeit auch die fachgerechte Ausführung bei absoluter Präzision gefragt. Am Ende bewertet ein Expertenteam alle Werkstücke: Dabei zählt jeder Millimeter und entscheidet über den Platz auf dem Siegertreppchen. Bei den Euroskills 2023 gingen mehr als 570 Teilnehmende aus 32 Ländern in 43 Disziplinen an den Start.
Bei der Siegerehrung am 9. September konnten auch zwei deutsche Bodenhandwerker über Medaillen jubeln: Der 20-jährige Robin Liebler aus Bad Boll setzte die Siegesserie der deutschen Fliesenleger bei internationalen Berufswettbewerben fort – der Baden-Württemberger wurde Vize-Europameister. Zuvor hatte sich schon Fliesenleger
Yannic Schlachter bei der Berufe-EM 2021 in Graz den Europameistertitel gesichert – und legte bei der Weltmeisterschaft der Berufe 2022 mit der Silbermedaille nach (der Fuxx berichtete in den Ausgaben 6/2022 und 1/2023, zu finden unter
bit.ly/fuxx-archiv).
Die deutsche Parkettlegerin Lisa Tiepelmann (geborene Kujau) trat bei den Euroskills 2023 in der Disziplin Bodenlegen gegen acht männliche Konkurrenten an. Die heute 22-Jährige hatte den
Bundesleistungswettbewerb der Parkettleger 2020 in Neustadt an der Aisch gewonnen. Sie errang in Danzig eine Exzellenzmedaille, was einem sehr guten 4. Platz entspricht. Gold ging an den Schweizer Giorgio Besomi, Silber an den Dänen Mads Brun Sørensen und Bronze an Alex Libardi aus Italien.
Parkettlegerin entwickelt sich zum Publikumsmagneten
„Die Euroskills waren sehr aufregend für mich – vor allem der erste Wettkampftag, da ich noch nicht wusste, was auf mich zukommt“, berichtet Lisa Tiepelmann. Als einzige Frau unter den Startern in ihrer Disziplin war sie ein kleiner Publikumsmagnet: „Bei mir hat sich immer eine Traube von zehn bis 20 Zuschauern vor meinem Arbeitsplatz gebildet. Ich musste dies aber ausblenden und habe konzentriert weitergearbeitet.“ An jedem der drei Wettkampftage hatte die Mitarbeiterin der Tischlerei Kraume aus Würdinghausen die Aufgabe, eine Musterplatte aus einer jeweils anderen Belagsart anzufertigen: Parkett, Linoleum und Teppichboden. Das Verlegemuster und die Intarsien mussten exakt den Vorgaben entsprechen. „Die größte Herausforderungen war die Linoleum-Aufgabe, da ich mit diesem Material bei meiner täglichen Arbeit nichts zu tun habe.“ Als Unterstützung hatte die Parkettlegergesellin aus Nordrhein-Westfalen ihren Ehemann mit nach Polen genommen.
Die Siegerehrung in der Danziger Polsat Plus Arena erlebte die junge Spitzenhandwerkerin mit gemischten Gefühlen: „Ich habe bei den Euroskills meine persönlichen Leistung aus den Trainingseinheiten noch einmal übertreffen können – was mich sehr stolz macht. Von daher hatte ich schon gehofft, zumindest die Bronzemedaille erringen zu können – habe dies aber ganz knapp verfehlt. Ich weiß, wo ich die fehlenden Punkte liegengelassen habe.“ Als besonders hat die 22-Jährige die Stimmung im deutschen Team erlebt. „Wir haben nach jedem Wettkampftag abends lange zusammen gesessen und uns ausgetauscht. Wir konnten alles miteinander teilen – das ganze Glück und auch den Frust, wenn es mal nicht so gut lief. Nach der Siegerehrung feierten wir im Danziger Fußballstadion gemeinsam eine riesige Party. Jeder freute sich über den Erfolg der anderen.“
Da Lisa Tiepelmann gemäß den Wettkampfregeln nur einmal bei den Euroskills starten darf und Bodenlegen keine Disziplin bei der Weltmeisterschaft der Berufe ist, endet ihre Zeit in der deutschen Berufe-Nationalmannschaft. Ihr Fazit: „Ich kann es jedem Bodenhandwerker nur absolut empfehlen, an einer Veranstaltung wie den Euroskills teilzunehmen. Das ist eine so wertvolle Erfahrung, die man auf jeden Fall mitnehmen sollte.“
Fliesenleger müssen drei Module anfertigen
Über seine Silbermedaille in der Disziplin Fliesenlegen freut sich Lisa Tiepelmanns Team-Kollege Robin Liebler sehr. „Es war eine spannende und vor allem anspruchsvolle Aufgabe“, meint der frisch gebackene Vize-Europameister. Am Ende des dreitägigen Wettkampfes war er aber mit seiner Leistung sehr zufrieden: „Ich habe fest damit gerechnet, unter die ersten Drei zu kommen.“ Insgesamt 18 Stunden hatten die Fliesenleger Zeit, die Aufgabe umzusetzen. Zwei Wandmodule und ein Bodenmodul mussten sie gestalten, die Seitenwand zuvor selbst errichten. Bei einem der Wandmodule handelte es sich um ein Schnittbild mit den Initialen PL und einem großen Storch – eine Anspielung darauf, dass der Gastgeber Polen auch als „Land der Störche“ bekannt ist. „Der Storch wurde zur echten Herausforderung – vor allem die unterschiedlichen Schnitte, dazu die vielen Fugen und verschiedenen Radien“, berichtet der 21-Jährige. Zum Glück hatten sein Team und er zuvor solche Schnitttechniken und auch schwierigere Muster trainiert.
Der Baden-Württemberger, der nächstes Jahr seine Meisterausbildung beginnen möchte, hatte in Danzig insgesamt acht Konkurrenten. Europameister im Fliesenlegen wurde der Österreicher Timo-Nils Theisl, der bereits den PCI-Alpencup 2022 des gleichnamigen Bauchemieherstellers gewonnen hatte. Theisl lag nur wenige Punkte vor Liebler, der somit knapp die Goldmedaille verfehlt hatte. Platz 3 ging an Karim Doledec aus Frankreich. „Für mich war es eine riesige Ehre, an den Euroskills teilnehmen zu dürfen – eine tolle Erfahrung“, sagt Robin Liebler zu seinem Einsatz in Polen.
Im Oktober 2024 findet die Weltmeisterschaft der Berufe, die Worldskills, im französischen Lyon statt. Dort will Robin Liebler den Weltmeister-Titel für Deutschland zurückholen: „Ich habe ein ganz klares Ziel: Ich möchte mich für die kommende Weltmeisterschaft qualifizieren.“ Für ihn und die anderen Mitglieder der Fliesen-Nationalmannschaft findet im Januar 2024 das erste Wettkampftraining der teaminternen Qualifikation statt.
Euroskills finden 2027 in Düsseldorf statt
Die deutsche Berufe-Nationalmannschaft errang in Danzig insgesamt 23 Medaillen: fünfmal Gold, neunmal Silber, einmal Bronze und acht Exzellenzmedaillen – und schaffte es damit im Medaillenspiegel unter die Top 5 der Teilnehmerländer (gemessen nach den durchschnittlichen Medaillenpunkten sogar auf Platz 2). Interessierte können sich diesen Termin schon einmal vormerken: In vier Jahren werden die Euroskills gemeinsam von Deutschland und Luxemburg veranstaltet. Erstmals tragen damit zwei Nationen die Berufe-EM aus. 150.000 Besucher und 800 europäische Spitzenfachkräfte werden zum Hauptevent im September 2027 in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf erwartet. Mehr Informationen unter
www.worldskillsgermany.com.
Euroskills 2023 in Zahlen
Ort und Zeitraum: Danzig (Polen), 5. bis 9. September 2023
Wettkämpfer insgesamt: 576
Teilnehmende Nationen: 32
Disziplinen insgesamt: 43
Deutsche Wettkämpfer: 30 Fachkräfte in 27 Disziplinen
Medaillen für Deutschland: 5 x Gold, 9 x Silber, 1 x Bronze, 8 x Exzellenzmedaille
Weitere Fotos von den Euroskills 2023 sind auf dem Facekook-Kanal vom FussbodenFuxx zu finden: www.facebook.com/fussbodenfuxxDer FussbodenTechnik-Newsletter: Hier kostenlos anmelden