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28.07.2025

Lars Jope (VDPM): „Wir wollen die Interessen der Branche zusammenbringen“

Firmeninfos
Lars Jope leitet seit Mai 2023 als Hauptgeschäftsführer die Geschicke des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) mit Sitz in Berlin. Bei seinem Besuch der FussbodenTechnik-Redaktion in Hamburg am 20. Juni 2025 erläuterte der Rechtsanwalt die derzeitigen Herausforderungen seiner Verbandsmitglieder und was sich diese von der neuen Bundesregierung erwarten.

FussbodenTechnik: Herr Jope, wie verlief das vergangene Geschäftsjahr 2024 für die Hersteller von Trockenmörteln, die im Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) organisiert sind?

Lars Jope: Unsere Produzenten von Trockenmörteln haben im Geschäftsjahr 2024 einen Absatzrückgang um 14 % im Vergleich zum Vorjahr erlitten. Der Gesamtabsatz sank innerhalb eines Jahres von 7 auf 6 Mio. Tonnen. Das ist wirklich viel. Und im Jahr zuvor verzeichneten wir bereits eine Reduzierung um 14,3 %. Man muss diese Entwicklung auch historisch sehen, von welchen Zahlen wir kommen und wo wir gerade stehen – das ist eklatant.

Ich habe dafür geworben, dass der VDPM mit den Absatzzahlen früh in die politische Kommunikation geht – und das für alle unsere Branchenprodukte: Putze, Mörtel und Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS). Wir haben in die politischen Parteien und in die Bundesministerien kommuniziert: Wir haben eine Krise! Es ist wichtig, dass die Politik dies weiß. Es ist keine Delle, sondern es geht massiv bergab. Früher war es so, dass bei einem Rückgang des Neubau-Geschäftes die Aufträge bei der energetischen Modernisierung dies ausgleichen konnten – und umgekehrt. Jetzt geht es allerdings in beiden Bereichen nach unten: Wir haben also eine Bau- und Modernisierungskrise. Es war wichtig, die Politik für dieses Thema zu sensibilisieren – und das haben wir geschafft.

FT: Was sind die Gründe für diesen Rückgang?

Jope: Es gibt viele negative Indikatoren, die sich bereits über die vergangenen Monate und Jahre hinweg aufgebaut haben. Dies wären vor allem die rückläufigen Genehmigungszahlen im Wohnungsbau. Wir haben auch bei den Fertigstellungen einen gravierenden Abwärtstrend erlebt. In 2024 wurden noch 252.000 Wohnung in Deutschland fertiggestellt – deutlich weniger als im Vorjahr: -14,4 %. Die Marktforschungsinstitute gehen für 2025 sogar von nur noch 200.000 erstellten Wohnungen aus. Politisch gewollt waren ja 400.000 pro Jahr. Paradoxerweise fehlen in Deutschland zwischen 700.000 und 800.000 Wohnungen. Insbesondere in den Ballungsräumen ist diese Differenz gewaltig.

FT: Gibt es aus Ihrer Sicht auch erfreuliche Entwicklungen?

Jope: Im ersten Quartal 2025 haben die Baugenehmigungen so langsam angezogen. Ich will dabei aber noch nicht von einem Positiv-Trend sprechen. Wir müssen erst abwarten, ob sich diese Entwicklung stabilisiert – zumal wir ja auch von einem sehr niedrigen Niveau her kommen. Für das kommende Geschäftsjahr 2026 regiert das Prinzip „Zuversicht“, in der Hoffnung, dass wir die Talsohle mittlerweile durchschritten haben. Meiner Überzeugung nach kommt es jetzt ganz entscheidend darauf an, wie sich die neue Bundesregierung bei den Themen Neubau und energetische Modernisierung aufstellen wird – und welche ganz konkreten Schritte sie unternimmt. Und dann müssen diese Schritte noch angenommen werden: auf Bundesebene, Landesebene und kommunaler Ebene.

FT: Wie agiert der VDPM angesichts der genannten Bau- und Modernisierungskrise?

Jope: Wir sind ja nur einer von vielen Verbänden im Konzert der Baubranche. Daher ist es wichtig, sich zu vernetzen und Allianzen zu bilden. Das Bündeln von Interessen innerhalb der Branche, aber auch über diese hinaus, ist für mich ein sehr wichtiges Anliegen. Als Fachverband kann man im politischen Berlin nicht alleine marschieren. Wir konnten bestehende Allianzen und Netzwerke stärken und einige neue aufbauen. Wir agieren gemeinsam mit verschiedenen Verbänden der Bau- und Immobilienbranche sowie mit unserem Dachverband „Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden“ (BBS) auf nationaler Ebene. Zudem haben wir kürzlich unsere personelle Präsenz in unserem europäischen Dachverband EMO (European Mortar Industry Organisation) mit Dr. Tim Link von Casea ausgebaut.

Verstärkt sprechen wir in jüngster Zeit mit den Fachhandwerksverbänden der Maler und Stuckateure. Gemeinsam sind wir im politischen Berlin losgezogen, um die energetische Modernisierung voranzubringen. Mit dem Handwerk können wir im technischen und politischen Bereich gut zusammenarbeiten – die Abstimmungswege sind kurz. Wir wollen die Interessen der Branche zusammenbringen, um möglichst mit einer Stimme zu sprechen. Ein Beispiel hierfür sind die Veranstaltungen, die wir als VDPM mit anderen Verbänden durchführen – im Bodenbereich etwa das Fließestrichforum gemeinsam mit dem Bundesverband Estrich und Belag (BEB). Es gibt rund 6.000 im Lobbyregister eingetragene Interessenvertretungen in Berlin, von diesen gehören allein 900 zum Bereich Raumordnung, Bauen und Wohnungswesen. Wenn sich solche Einzelinteressen bei Gremiendebatten weiter zersplittern, wird es immer schwieriger, mit einer gemeinsamen Stimme im politischen Berlin zu sprechen. Die Politik darf auch erwarten, dass sich die Stimmen der Verbände und Initiativen möglichst bündeln.

FT: Können Sie dabei schon Erfolge verbuchen?

Jope: Estricharbeiten nach einem Heizungstausch werden jetzt als förderfähige Umfeldmaßnahme seitens des Bundesfinanzministeriums anerkannt. In der neuen Musterbescheinigung für die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung ist diese Förderfähigkeit nun enthalten. Dies ist ein sehr gutes Beispiel für den Einsatz des VDPM, um die energetische Modernisierung voranzubringen. Die genannte Musterbescheinigung ist übrigens der mit am meisten geklickte Artikel auf unserer Website www.vdpm.info.

FT: Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, damit es in der Baubranche wieder aufwärts geht?

Jope: Wir brauchen eine ganz neue Wirtschafts- und Baudynamik. Wir benötigen neue Bauten und eine verstärkte energetische Modernisierung. Einige der Ideen der neuen Bundesregierung finden wir gut, wie etwa den „Bau-Turbo“ – also den Gesetzentwurf zur Beschleunigung des Wohnungsbaus. Ich finde es erst einmal positiv, dass diese Änderung des Baugesetzbuches in Angriff genommen wird, die im Idealfall im Herbst dieses Jahres verabschiedet werden soll. Die Beschleunigung des Wohnungsbaus muss aber auf allen Ebenen im Land durchgesetzt werden, bis hinunter zu den Kommunen. Die Bürokratie sollte in der Lage sein, sich zurückzunehmen, sodass wir schneller ins Bauen kommen. Durch den Neubau wird dann auch die energetische Sanierung in Schwung kommen: Mehr Menschen ziehen aus ihren alten Wohnungen aus und diese müssen dann saniert und renoviert werden.

Bei der Eigentumsbildung befürworten wir die befristete Wiederherstellung der Förderfähigkeit des EH55-Standards (ein Gebäude, das nur 55 % der Energie eines vergleichbaren Neubaus verbraucht, der den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht; Anmerkung der Redaktion), um den Bauüberhang zu aktivieren, den es ja durchaus gibt. Das Ganze ist schon in der Planung. Bei der Förderpolitik sind Verbindlichkeit und Verlässlichkeit entscheidend. An den Neubau denken ja die meisten, an die energetische Modernisierung eher wenige. Die Modernisierungsförderung sollte unserer Ansicht nach mit steuerlichen Anreizen verbessert werden. Bei der Erbschaftssteuer sollten Modernisierungskosten steuerlich absetzbar sein.

FT: Wo sehen Sie weitere Herausforderungen für die Branche?

Jope: Die Umsetzung der neuen EU-Bauproduktenverordnung beschäftigt uns sehr. Die Neufassung hat einen starken Fokus auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte sowie auf Produktsicherheit und Kreislaufwirtschaft. Der VDPM zeigt auf, was die Konsequenzen daraus sind. Unsere Mitgliedsbetriebe sollen in der Lage sein, diese Vorgaben rechtskonform umzusetzen.

FT: Welche Aufgaben erwarten Sie in den kommenden Monaten?

Jope: Es gibt sehr viel zu tun beim Kontaktaufbau mit den neuen politisch Verantwortlichen. Der Deutsche Bundestag hat sich nach der Wahl am 23. Februar 2025 personell gewaltig verändert. Ich führe kontinuierlich Gespräche mit den neuen Verantwortungsträgern im Bereich Bau, Energieeffizienz und Klimaschutz.

Vita Lars Jope:

Der 50-jährige Lars Jope ist seit dem 1. Mai 2023 Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) mit Sitz in Berlin. Der Rechtsanwalt mit Schwerpunkten im Energie- und Klimaschutzrecht war zuvor in diversen Leitungsfunktionen beim Verband der Messdienstunternehmen, bei einem internationalen Großhandelskonzern sowie bei Industrieverbänden der Energiewirtschaft in Berlin und auf EU-Ebene in Brüssel tätig.

von Sebastian Musolf

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 Lars Jope (VDPM): „Wir wollen die Interessen der Branche zusammenbringen“
Foto/Grafik: SN-Verlag
Bei bestem Sommerwette besuchte der VDPM-Hauptgeschäftsführer Lars Jope die FussbodenTechnik-Redaktion am 20. Juni 2025 in Hamburg. Auf der Dachterrasse des Verlags mit Blick auf die Alster blätterte er in der Juni-Ausgabe, in der über die jüngste VDPM-Mitgliederversammlung berichtet wird.
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Foto/Grafik: SN-Verlag
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Foto/Grafik: Simone M. Neumann
Der 50-jährige Lars Jope ist seit dem 1. Mai 2023 Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) mit Sitz in Berlin. Der Rechtsanwalt mit Schwerpunkten im Energie- und Klimaschutzrecht war zuvor in diversen Leitungsfunktionen beim Verband der Messdienstunternehmen, bei einem internationalen Großhandelskonzern sowie bei Industrieverbänden der Energiewirtschaft in Berlin und auf EU-Ebene in Brüssel tätig.
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Steuerliche Anreize und Fördermöglichkeiten sollen nach Wunsch des VDPM die Bau- und Modernisierungstätigkeit in Deutschland ankurbeln.
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Foto/Grafik: VDPM
Gemeinsam mit den Fachverbänden der Maler und Stuckateure hat der VDPM ein Forderungspapier an die neue Bundesregierung erstellt.

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