18.02.2025
Exklusiv-Interview mit Sopro Bauchemie: „Wir wollen uns stetig weiterentwickeln“
Firmeninfos
Zusätzlicher Lesetipp von FussbodenTechnik: Michael Hecker und Andreas Wilbrand bei Sopro Bauchemie auf Sopro Campus feierlich verabschiedet
Bei Sopro Bauchemie findet aktuell ein Generationenübergang in der Geschäftsführung statt: Ende 2024 folgte Sebastian Kammerer auf Andreas Wilbrand. Neuzugang Jens Schuchmann wird im Laufe des Jahres 2025 Michael Hecker „beerben“. FussbodenTechnik sprach im Interview mit dem Quartett über bisherige Erfolge, persönliche Highlights und zukünftige Pläne des Bauchemieherstellers.
FussbodenTechnik: Herr Wilbrand und Herr Hecker, Sie haben Jahrzehnte lang die kontinuierliche Erfolgsgeschichte von Sopro Bauchemie entscheidend vorangetrieben und mitgeprägt. Nun ziehen Sie sich aus dem Unternehmen zurück. Können Sie Ihr Erfolgsrezept benennen?
Andreas Wilbrand: Wir sind sehr stolz auf die Entwicklung der Sopro Bauchemie. Wir sind aus einer kleinen Abteilung eines Zementkonzerns mit relativ geringer Bekanntheit als bauchemischer Systemhersteller in den Markt der Fliesenleger-Produkte eingestiegen. 1986 sind wir zur GmbH geworden, 2001 verkauft worden an den weltweit aktiven Mapei-Konzern. Wir haben in der Zeit bis 2024 unseren Jahresumsatz knapp vervierfacht auf über 191 Mio. EUR. Viele Details sind dafür ursächlich: Immer aktiv sein am Markt, immer neue Produkte entwickeln und auf Augenhöhe mit Handel und Handwerk sein. Sopro zeichnet eine leistungsstarke Anwendungstechnik und Bau-/Objektberatung aus, die nicht nur Produkte verkauft, sondern diese in der Anwendung umfänglich begleitet. Die Kontinuität dieser Zusammenarbeit mit dem Markt, dem Handwerk und der ständigen Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte – das ist der Rahmen, der uns über die Jahre stark gemacht hat.
FT: Herr Hecker, was ist Ihr persönliches Highlight in über 30 Jahren bei Sopro gewesen?
Michael Hecker: Ein Highlight in der Unternehmensentwicklung und in der persönlichen Laufbahn war natürlich der Gesellschafterwechsel vor 23 Jahren. Wir sind von dem Zementunternehmen Dyckerhoff gegründet worden, wechselten zu unserem italienischen Gesellschafter Mapei und durchliefen eine Neujustierung. Wenn man mit dem damaligen Mapei-CEO Dr. Giorgio Squinzi sprach, dann hat er die gesamte Bandbreite der Bauchemie verstanden – und nicht nur Zement. Das war ein etwas anderer Anstellwinkel – das hat uns geholfen und war ein Highlight für uns.
FT: Wie ordnen Sie die Eröffnung des neuen Sopro Campus im September 2024 als größtes Investitionsprojekt der Unternehmensgeschichte ein? Der Neubau im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel bündelt nun Forschung & Entwicklungslaboratorien, Anwendungstechnik, Kundenschulung und die Verwaltung an einem zentralen Standort auf einer Fläche von mehr als 20.000 m
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Hecker: Der Sopro Campus ist ein weiteres Highlight – ein Projekt, an dem wir lange gearbeitet haben. Wir waren mit dem neuen Gesellschafter früh einig, dass wir eine neue Zentrale für Forschung und Entwicklung und neue Laboratorien brauchten. Es hat aber lange gedauert, bis wir ein geeignetes Grundstück gefunden haben. Wir haben uns lange und gründlich mit der Planung beschäftigt. Coronabedingt haben wir den Bau des Projektes um zwei Jahre verschoben, diesen dann binnen zwei Jahren sehr zügig realisiert und am 20. September 2024 eröffnet. Mit dem Objekt verbunden ist eine erhebliche Leistungssteigerung in der Forschung und Entwicklung sowie in der Anwendungstechnik. Wir haben erstmalig ein eigenes Schulungszentrum mit den damit verbundenen logistischen Vorteilen und mit einer ganz anderen emotionalen Nähe zur Marke Sopro.
FT: Herr Wilbrand, und was war Ihr persönlicher Höhepunkt in den mehr als vier Jahrzehnten bei Sopro?
Wilbrand: Kurz bevor mein Berufsleben zu Ende geht, den Sopro Campus eröffnen zu können, war natürlich eine tolle Sache. Wir sind sehr froh, jetzt auf dem neuen Sopro Campus zu sein und dem Unternehmen damit rein räumlich ein attraktives und in die Zukunft weisendes Umfeld geschaffen zu haben. Die Zusammenarbeit mit dem Mapei-Konzern – mein Kollege Michael Hecker hat es betont – ist natürlich ein weiterer wesentlicher Einschnitt in unserer Unternehmensgeschichte gewesen.
FT: Gab es kulturelle Unterschiede in der Mentalität der beiden Unternehmen? Und welche neuen Möglichkeiten ergaben sich durch Mapei?
Hecker: Eine wesentliche Veränderung war für uns, wenn wir es formal und juristisch betrachten, aus der Gesellschafterrolle einer deutschen börsennotierten Aktiengesellschaft in eine Gesellschaftersituation mit natürlichen Personen zu kommen. Der im Oktober 2019 verstorbene Dr. Giorgio Squinzi war ein beeindruckender Unternehmer: Er zeichnete sich durch tiefe Marktkenntnisse aus, eine große Marktnähe und er war Unternehmer und promovierter Chemiker par excellence. Es gab flache Hierarchien und schnelle Entscheidungen – das war ein wesentlicher kultureller Unterschied.
Wilbrand: Es waren nicht nur schnelle Entscheidungswege. Ein wesentlicher Unterschied aus meiner Sicht war auch, als Dr. Giorgio Squinzi uns kaufte, wusste er mit unseren Produkten im Detail etwas anzufangen. Er kannte jede Rezeptur, jeden Rohstoffhersteller, die Preise von Rohstoffen und die Verwerfungen, die sich vielleicht ankündigten in diesen Märkten. Bei Dyckerhoff waren wir im Kern ein Abnehmer des Rohstoffes Zement gewesen. Bei Mapei waren wir plötzlich in der breiten bauchemischen Welt mit einem ganz anderen Blick auf diese Produkte und die begleitenden Märkte.
FT: Und wie lautete der berühmte Spruch, den Dr. Giorgio Squinzi prägte?
Wilbrand: Sehr oft, wenn man mit Dr. Squinzi sprach, sagte er: „Never stop pedalling“ – auf deutsch: „Höre niemals auf, in die Pedale zu treten“. Er ist ein unglaublicher Radsportfan gewesen, der sogar lange Zeit ein professionelles Radsportteam unterstützte und auch persönlich ein guter Radsportler war. Die Athletik, die ein Radsportler an den Tag legen muss, bei totaler Erschöpfung nicht aufzugeben und immer wieder an das Ziel zu glauben – das hatte er total verinnerlicht. Das ist mir auch heute immer noch Vorbild und sehr präsent.
FT: Machen wir mal den Wechsel zur neuen Geschäftsführung. Jens Schuchmann, was überwiegt bei Ihnen, die Vorfreude oder der Respekt vor der neuen Aufgabe?
Jens Schuchmann: Die Vorfreude überwiegt natürlich. Ich bringe Erfahrung aus der Bauindustrie mit chemischen Hintergrund mit. Deswegen kombiniere ich eine Fachlichkeit mit einer Branchenexpertise. Gewisse bisherige Strukturen sind bei der Sopro vergleichbar. Nichtsdestotrotz ist es eine große Aufgabe und eine große Nachfolge. Deswegen kann ich sagen: Ich gehe mit einem großen Respekt an die Aufgabe heran, aber auch mit einer sehr großen Vorfreude.
FT: Herr Schuchmann, Sie „beerben“ Michael Hecker und Sebastian Kammerer folgt auf Andreas Wilbrand. Werden sich die Zuständigkeiten innerhalb der Geschäftsführung zukünftig ändern?
Schuchmann: Wir lassen die bestehenden Ressortverteilungen 1:1 so wie sie waren. Sebastian Kammerer verantwortet die Ressorts Vertrieb, Produktion, Forschung & Entwicklung sowie Marketing. Und bei mir sind es die kaufmännischen Bereiche Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, IT, Einkauf, Personal und internationales Geschäft.
FT: Herr Kammerer, wie ist es bei Ihnen: Überwiegt Vorfreude oder der Respekt vor der neuen Aufgabe?
Kammerer: Jede meiner beruflichen Stationen bei der Sopro hat mir in den letzten 20 Jahren große Freude bereitet. Jetzt die Messe BAU gemeinsam mit Jens Schuchmann zu erleben, ist ein guter Anfang in der neuen Herausforderung, auf die wir uns sehr freuen. Dabei darf man nicht vergessen: Sopro verfügt über ein hervorragendes Team und hat extrem leistungsfähige Produkte im Portfolio – das macht große Freude und motiviert mich ungemein. Die BAU in München hat wieder einmal gezeigt: Wir erhalten ein tolles Feedback von unseren Kunden.
FT: Kann man schon verraten, was Sie sich auf die Agenda gesetzt haben?
Kammerer: Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten eine super Performance abgeliefert und sind ein verlässlicher Partner für unsere Kunden. Wir machen keine unüberlegten Schnellschüsse und das wird in unserer DNA auch so bleiben. Wir werden weiterhin ein enges partnerschaftliches Verhältnis mit unseren Kunden pflegen. So sind alle Neuigkeiten und Innovationen, die wir auf den Markt bringen, immer auch mit unseren Kunden und den Bedürfnissen der Baustellen abgestimmt. Da wird die Sopro nicht von heute auf morgen umgekrempelt. Wir wollen uns weiterentwickeln, wo wir schon gut sind: Kontakte weiter ausbauen, innovativ bleiben und einen hervorragenden Service bieten. Vielleicht werden wir einzelne Produkt-Segmente ausbauen, besonders da, wo wir noch nicht ganz so bedeutend sind wie in der Fliesentechnik.
Schuchmann: Dank Michael Hecker und Andreas Wilbrand ist Sopro ein sehr erfolgreiches Unternehmen, in dem viele richtige Entscheidungen getroffen wurden. Unser Auftrag wird sein, das Unternehmen beständig weiterzuentwickeln. In der Baubranche gibt es auch nicht diese eine neue Idee, die alles umwirft. Deswegen ist das Erfolgsrezept, das Unternehmen Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Natürlich hat jeder seinen eigenen Stil, aber trotzdem werden wir den Sopro-Geist bewahren und das Unternehmen so erfolgreich in die Zukunft führen.
FT: Kommen wir mal zur Messe BAU. Sie treiben als Aussteller immer einen großen Aufwand. Lohnt es sich für Sie auch, sind genug Messebesucher da?
Kammerer: Es ist natürlich ein Investment, das wir immer wieder auf den Prüfstand stellen und diskutieren. Wie ändert sich eine Messelandschaft? Ändert sich das Kundenverhalten? Werden Messen überhaupt noch akzeptiert? Wir haben für uns entschieden, dass die BAU-Messe für uns weiterhin eine herausragende Bedeutung hat. Die BAU 2025 hat bei den Besucherzahlen mit 180.000 zwar keinen neuen Rekord aufgestellt, aber man muss auch registrieren, dass es im Vergleich zu früher einen Messetag (Samstag) weniger gab. Wir jedenfalls sind jeden Messetag am Stand buchstäblich überrannt worden. An jedem Messetag war unser großer Stand voll, man hatte zeitweise Schwierigkeiten, Sitzplätze zu finden und sich mit jedem Besucher ausreichend lange zu unterhalten. Wir haben vorne am Messestand die erfolgreiche Produktshow zelebriert, wo immer viele Leute stehen bleiben und sich begeistern lassen. Wir ziehen ein sehr positives Fazit. Es hat sich gelohnt: Wir haben tolle Kontakte geknüpft und intensiviert, Pläne geschmiedet und Geschäfte gemacht.
FT: Was steht 2025 noch bei der Sopro auf der Agenda? Ich denke dabei an den Sopro Profi Tag: Bei der zweitägigen Großveranstaltung an Ihrem Unternehmensstandort bieten Sie dem Verlegehandwerk stets eine interessante Mischung aus spannenden Vorträgen und praktischen Demonstrationen Ihrer Produkte und Systeme. Wann findet die nächste Ausgabe statt?
Kammerer: Da haben wir etwas geändert, das war auch Teil unserer strategischen Diskussionen. Der Sopro Profi Tag hat 2024 mit über 1.200 Teilnehmern enorme Dimensionen angenommen. Deshalb haben wir entschieden, zukünftig den Sopro Profi Tag am jeweiligen Jahresanfang durchzuführen und im Jahreswechsel unsere News entweder am Profi Tag oder der BAU zu präsentieren.
Wilbrand: Eines darf man nicht vergessen: Wir haben in Bezug auf die BAU auch eine enorme Branchenverantwortung, der wir gerecht werden müssen. Wenn sich alle oder viele Baustoffhersteller von der BAU zurückziehen, weil vielleicht die Kosten zu hoch sind, weil die Konjunktur gerade schwächelt, weil die Diskussion um das Neubaugeschehen gerade auf dem Tiefpunkt angelangt ist, dann finden wir auch keine Plattform mehr, wo wir uns messen können mit unseren Wettbewerbern. Architekten, Händler oder Verarbeiter müssen den richtigen Partner oder die richtige Produktlösung finden können, ohne sich vielleicht im anonymen Internet gesichtslos zu informieren. Wir jedenfalls haben uns ganz klar entschieden, uns auf der BAU einem breiten Wettbewerb und den vielen nationalen und internationalen Interessenten und Kunden zu stellen.
FT: Eine abschließende Frage an die scheidenden Geschäftsführer: Herr Wilbrand und Herr Hecker, wo wird man Sie beide zukünftig antreffen?
Hecker: Auf der Skipiste, auf der Rennstrecke und bei den Wagner-Festspielen. Weitere Aktivitäten und Interessen muss ich noch erarbeiten.
Wilbrand: Ich habe Ende 2024 mein Geschäftsführeramt bei der Sopro niedergelegt und einen Anschlussvertrag bei der Holding Mapefin unterschrieben, um verschiedene Projekte und Verbandsaktivitäten noch zu Ende zu führen. Das wird mindestens noch bis zum Sommer 2025 dauern. Aber ich werde der Unternehmensgruppe und der Branche sicherlich nicht gänzlich verloren gehen.
Sopro-Geschäftsführer im Überblick
Andreas Wilbrand – bisheriger Geschäftsführer
Der diplomierte Bauingenieur Andreas Wilbrand begann seine Karriere am 1. September 1983 bei der Dyckerhoff Zementwerke AG in der Abteilung „Sonderprodukte“, wo er als Leiter der anwendungstechnischen Laboratorien und der Bau- und Objektberatung tätig wurde. 1986 wechselte Wilbrand mit der Gründung der Dyckerhoff Sopro GmbH in das rechtlich neu positionierte Unternehmen, wo er ab 1. April 1994 zuerst als Technischer Geschäftsführer und wenige Jahre später auch als Vertriebs- und Marketing Geschäftsführer Verantwortung trug. Nach dem Gesellschafterwechsel von Dyckerhoff zu Mapei führte Wilbrand im Jahr 2002 seine Geschäftsführungsverantwortung in der Sopro Bauchemie GmbH fort.
Michael Hecker – bisheriger Geschäftsführer
Michael Hecker feierte Anfang April 2024 sein 30-jähriges Betriebsjubiläum. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften trat der gebürtige Frankfurter im Jahr 1983 in das Unternehmen Ernst Leitz Wetzlar ein. 1989 wechselte er in den Zentralbereich Revision/Controlling der Dyckerhoff Aktiengesellschaft. Von 1990 bis 1994 war er Leiter des zentralen Controllings der Dyckerhoff-Ausbauprodukte, ehe er im April 1994 zur Dyckerhoff Sopro GmbH wechselte – zunächst als Prokurist und Leiter der Verwaltung. Aus dieser Abteilung „Sonderprodukte“ ging das heutige Unternehmen Sopro Bauchemie hervor. Mit Wirkung zum 1. Januar 1998 wurde Hecker zum kaufmännischen Geschäftsführer bestellt.
Sebastian Kammerer – neuer Geschäftsführer
Zum 1. Oktober 2024 wurde Sebastian Kammerer als Geschäftsführer von Sopro Bauchemie bestellt. Kammerer gehört der Sopro bereits seit nahezu 20 Jahren an. Nach seinem erfolgreichen Studium des Bauingenieurwesens sammelte er mehrere Jahre Berufserfahrung in der Bauleitung bei einem großen deutschen Bauunternehmen, bevor er am 1. April 2005 seine Laufbahn in der technischen Objektberatung bei Sopro Bauchemie begann. Als leitender Mitarbeiter in der Anwendungstechnik hat er 12 Jahre lang die Sopro-Technik in der Anwendung und Bauberatung geprägt.
Jens Schuchmann – neuer Geschäftsführer
Jens Schuchmann steht seit 1. Oktober 2024 in Diensten von Sopro Bauchemie. Der Neuzugang war 21 Jahre lang bei dem Farbenhersteller DAW tätig, zuletzt als Prokurist in der Funktion Head of Global Corporate Finance, Accounting and Tax. Der Finanz- und SAP-Experte absolvierte in seiner Ausbildung ein Studium des Rechnungs- und Finanzwesens an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
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