25.05.2022
BEB reformiert Struktur seiner Arbeitskreise
Vom 12. bis 13. Mai 2022 tagte der Bundesverband Estrich und Belag (BEB) gemeinsam mit der Bundesfachgruppe Estrich und Belag im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie mit der Bundesfachschule Estrich und Belag (BFSE) im Bäder Park Hotel in Künzell bei Fulda. Vor dem Hintergrund, dass die Estrich-Tagung in diesem Jahr getrennt von der Mitgliederversammlung des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) stattfand, bat BEB-Vorstand Rüdiger Ade die Mitglieder um ihr Votum, welche Tagungsform sie favorisieren. Er selbst sah den gewerkeübergreifenden Austausch mit mehreren Verbänden als wertvoll an. Man wolle gerne noch enger zusammenrücken, waren sich Vorstand und Mitglieder einig.
Der BEB-Vorsitzende Michael Schlag brachte in seiner Rede zum Ausdruck, dass die Drei-Säulen-Organisation der Estrichbranche jetzt wieder sehr harmonisch zusammenarbeite. Dazu zählen neben dem BEB, die Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB und die BFSE. „Es ist richtig und wichtig, dass wir wieder zusammengefunden haben“, ergänzte auch Simon Thanner, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Estrich und Belag. In Fulda standen ganz bewusst unternehmerische Vorträge und Event-Programpunkte für die 80 Tagungsteilnehmer im Mittelpunkt. „Für Fachthemen haben wir ja andere Veranstaltungen wie das BEB-Sachverständigentreffen in Schweinfurt“, ergänzte Thanner.
Noch enger zusammenrücken möchte der BEB-Vorstand auch bei seinen Arbeitskreisen. Der Verband strafft deren bisherige Struktur von 18 auf 15 Arbeitskreise und ließ sich die Reform von den Verbandsmitgliedern bestätigen: Der bisherige Arbeitskreis Heizestrich wird aufgelöst und die Zuständigkeit für die betreffenden Merkblätter wird aufgeteilt auf die Arbeitskreise Zementestrich und Calciumsulfatestrich. Die Arbeitskreise Leichtestrich und Schall werden zum neu geschaffenen Arbeitskreis Unterkonstruktion Dämmebene zusammengefasst. Der Arbeitskreis Abdichtungen wird herabgestuft zur Arbeitsgruppe Abdichtungen.
Ausbildungsplätze melden auf www.das-ist-bodenhandwerk.de
Michael Schlag bezifferte die BEB-Mitglieder aktuell auf 166 ordentliche Mitglieder, 27 Sachverständige und 18 Gastmitglieder (Stand März 2022). In der Statistik der Gesellen- und Meisterprüfungen können die Estrich-Organisationen steigende prozentuale Zahlen vorwiesen. Die Anzahl der bestandenen Prüfungen habe sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt, wie Schlag betonte. Der BEB-Vorsitzende rief erneut dazu auf, freie Ausbildungsplätze auf www.das-ist-bodenhandwerk.de auszuschreiben.
In den vergangenen Monaten hat der BEB sich abermals in der Produktion von Fachinformationen engagiert und drei neue Merkblätter aufgelegt: 4.9.3 Verlegung auf Bodenbelägen und Trockenhohlböden (11/2021), 4.8 Hinweise zur beschleunigten Trocknung von Calciumsulfatestrichen (12/2021) sowie 4.5 Hinweise für die Verlegung von Estrichen in der kalten Jahreszeit ( 03/2022).
Gute Ansätze bei „Zukunft der Verbandsarbeit“
In einem getrennten Tagungsabschnitt rief der BEB die Tagungsteilnehmer dazu auf, Ideen, Vorschläge und Anmerkungen zur Verbandsarbeit vorzutragen. Der BEB selbst strebt an, zusätzliche Estrichbetriebe zu erreichen, die bislang nicht in Verbänden organisiert sind. Vertreter von Fördermitgliedern signalisierten, bei der Kontaktaufnahme behilflich sein zu wollen. Michael Schlag freute sich darüber, dass die Zahlen der Estrich-Meisterschüler seit 2018 bis heute gestiegen seien. Er ergänzte: „Wir hoffen, dass wachsende Betriebe sich noch stärker wieder für die Ausbildung des Nachwuchses engagieren können.“ Simon Thanner, der sich intensiv und erfolgreich für die Rückkehr zur Meisterpflicht des Estrichlegerhandwerks eingesetzt hatte, warnte: „Die Rückvermeisterung ist keine Einbahnstraße; wir wollen und müssen die Ausbildungszahlen im Estrichlegerhandwerk weiter steigern.“ Thanner kündigte an: „Wir werden zukünftig an den Zahlen gemessen, wenn es darum geht, dass die Meisterpflicht bleibt.“
Ein Schwerpunkt der Diskussion drehte sich um die Erwartungshaltung von Jugendlichen und deren Eltern bei der Findung von handwerklichen Ausbildungsberufen. Die Teilnehmer waren mehrheitlich überzeugt, dass „Handwerk immer noch goldenen Boden hat.“ Es sei ein gesellschaftliches Problem, dass auch weniger dafür geeignete Jugendliche bevorzugt ein Studium beginnen und „so teilweise ins Leere studierten“, obwohl sie gute handwerkliche Fähigkeiten mitbrächten. Als Ansatzpunkte wurden die Politik und Handwerkskammern genannt. Andere Diskussionsteilnehmer plädierten dafür, das Thema Nachwuchssicherung selbst in die Hand zu nehmen.
Die Vorstandsmitglieder der drei Estrichorganisationen bemühen sich darum, die Tagung und auch die Verbandsarbeit attraktiver zu gestalten. Man möchte junge Handwerker dazu ermutigen, sich ebenfalls in der Verbandsarbeit zu engagieren. Interessierte können sich an die BEB-Geschäftsstelle in Berlin wenden. Kontakt: Tel.: 0 30 / 2 03 14 – 5 52, E-Mail: info@beb-online.de.
Schnittstellenkoordination – Mehrwert durch frühzeitige Initiative
Der Referent Detlef Kuhnert ist seit 30 Jahren Estrichleger und leitet einen Estrichbetrieb mit 40 Mitarbeitern. Nach seiner Einschätzung werden Talente im Handwerk nicht ausreichend gefördert: „Es ist unsere Aufgabe, das Interesse der Jugendlichen zu wecken.“ Kuhnert warb dafür, die Leistung des Estrichlegers besser zu verkaufen. In seinem Betrieb nutzt er dafür gezielt die Schnittstellenkoordination.
Die Schnittstellenkoordination (www.flaechenheizung.de/schnittstellenkoordination) sorgt dafür, dass verschiedene Gewerke auf der Baustelle eine abgestimmte und letztendlich funktionierende Gesamtleistung am Boden erbringen. Kuhnert hält es für zielführend, den Estrichleger als „Schnittstellen-Manager“ zu sehen, damit „abgestimmte Gewerke für begeisterte Kunden sorgen können.“ Seine Beispiele von Schadensfällen zeigten, dass es im Alltag auf der Baustelle sonst dazu kommen kann, dass die Übergabe zwischen den Gewerken Estrichleger und Heizungsbauer nicht funktioniert und beispielsweise ein Estrich über den Heizleitungen der Fußbodenheizung reißt - weil es eben gerade an der Abstimmung zwischen den Gewerken mangelte.
Auf die eigene Motivation kommt es an
Ein Motivationsvortrag des Referenten Johannes Warth unter dem Motto „Mut tut gut“ gefiel den Tagungsteilnehmern so gut, dass im Verlauf der Tagung immer wieder daraus zitiert wurde. Der Motivationsredner Warth machte den Estrichlegern klar, dass ihre Arbeit eine Emotionalität beim Kunden habe. Er machte dies anhand von Beispielen deutlich, die er als Bauherr eines alten Schulgebäudes selbst gemacht habe: „Ein Bauherr möchte im eigenen Haus ein gutes Gefühl haben, wenn er auf die Handwerksleistung zurückblickt.“ Was als Botschaft vielleicht zunächst simpel klingt, heißt, dass sich jeder Bauherr „Handwerker seines Vertrauens wünscht, auf die er sich verlassen kann und bei denen er ein gutes Gefühl hat.“ Warth riet den Estrichlegern: „Langfristig hat man nur dann Erfolg, wenn man für eine Sache brennt.“ Als Handwerker müsse man jede Baustelle so betrachten, als bei diese bei sich selbst zuhause.
Johannes Warth, der sich selbst als Motivationstrainer und „Ermutiger“ bezeichnet, wurde dieser Rolle mehr als gerecht. Sein Fazit lautete: „Ihr Erfolg steht und fällt mit Ihrer Einstellung und mit dem, was Sie sagen. Seinen Sie offen für Neues und kommen Sie raus aus Ihrer Komfortzone.“
Promi-Vortrag von Joey Kelly begeistert
Der Musiker und Extremsportler Joey Kelly kam mit seinem Vortrag „No limits – wie schaffe ich mein Ziel?“ bei den Tagungsteilnehmern sehr gut an. Sie feierten ihn am Ende seines mitreißenden Vortrags schließlich mit Standing ovations. Kelly blickte zurück auf seine Karriere und die musikalischen Anfänge der Kelly Family, als sie sich aus materieller Not mit Straßenmusik finanzierten. In den vergangenen Jahren bewies er als Extremsportler, dass besondere sportliche Herausforderungen eine Sache des Kopfes und des Willens seien. Der Vortrag des Prominenten reihte sich ideal in das gesamte Tagungsprogramm ein, weil es an den Mut für eine Veränderung und einen Aufbruch unter den Verbandsmitgliedern appellierte.
Azubi-Workshop als Vorbild für Deutschland?
Georg Spiegel, Geschäftsleiter von Spiegel Parkett aus Österreich, stellte das Bodenleger Camp Work + Fun vor, mit dem in Österreich erfolgreich Lehrlinge in Handwerksbetriebe integriert werden. Jedes Jahr im Frühling führen die Organisatoren ein Camp mit 10 bis 15 Teilnehmern durch. Das Camp ist eine Bildungsveranstaltung für Bodenleger der Bundesregierung Österreichs. Zahlreiche Sponsoren aus der Bodenbranche unterstützen die Initiative. Die Motivation beschreibt Georg Spiegel wie folgt: „Wie schafft man es, dass ein Geselle einen Lehrling mit auf die Baustelle nimmt? Und ihn nicht wegen mangelnder Fachkentnisse und Fähigkeiten ablehnt.
Das Bodenleger Camp ist in Österreich eine von mehreren überbetrieblichen Ausbildungen, die in vier Camps unterteilt sind und alle die gleichen Ziele verfolgen: Fachliche Zusatzqualifikation, Schärfen des Sicherheitsbewusstseins, Stärken des Selbstvertrauens und Erfahrungsaustausch. Georg Spiegel berichtete, dass manche Teilnehmer so begeistert von dem Format seien, dass sie immer wiederkommen. Jeder Teilnehmer erhält ein Zertifikat von der Wirtschaftskammer, damit er seine Fortbildung belegen und etwas vorweisen kann. In Fulda waren die Estrichleger begeistert von dem positiven Beispiel aus der Alpenrepublik. Teilnehmer Franz Wessendorf fragte spontan: „Kann man ein solches Camp vielleicht einer Ausbildung vorschalten, um Auszubildende zu gewinnen?“ Auf jeden Fall eine gute Idee, die als Vorlage auch in Deutschland dienen könnte.
Bundesfachschule: Wolfgang Schnepf zum Vorsitzenden gewählt
Die Mitglieder der Bundesfachschule Estrich und Belag (BFSE) wählten in Fulda einen neuen Vorstand. Der neue Vorsitzende heißt Wolfgang Schnepf. Er war zuvor bereits als stellvertretender Vorsitzender aktiv. Schnepf folgt auf Thomas Allmendinger, der sich im BFSE-Vorstand künftig als stellvertretender Vorsitzender engagiert. Als weiterer stellvertretender Vorsitzender wurde Martin Haider neu ins Gremium gewählt. Beisitzer sind weiterhin Christof Ludwig und Marlon Zech. Als Rechnungsprüfer bestätigt wurden Wilfried Geyer und Thilo Kimmich. Holger Seit ist seit drei Jahren Geschäftsführer der Bundesfachschule und wird diese Aufgabe fortführen.
Die Bundesfachschule möchte auch zukünftig einen Bundesleistungswettbewerb der Estrichleger durchführen und für die Erstplatzierten Geldpreise stiften. Als weitere Pläne nannte Holger Seit die Wiederaufnahme einer Zusammenarbeit mit den Berufsschulen, neue Weiterbildungsangebote mit Partnern (wie beim Fachbauleiterkurs Fußbodentechnik mit der Bauhausakademie in Weimar), regelmäßige Newsletter und unter Umständen die Idee, ein Estrichleger-Camp umzusetzen.
Gütegemeinschaft Estrich und Belag möchte wachsen
In der Gütegemeinschaft Estrich und Belag, die dem Bundesverband Estrich und Belag angeschlossen ist, sind aktuell 54 Mitgliedsbetriebe aktiv. Im Berichtsjahr verzeichnete die Gütegemeinschaft vier Austritte und einen Eintritt. Gütegemeinschaftsobmann Daniel Rendler rief dazu auf, Werbung für die Gütegemeinschaft zu machen. Hilfreich dafür sei die Borschüre „Geprüfte Qualität schafft Sicherheit und Vertrauen“, die über die BEB-Homepage unter www.beb-online.de abgerufen werden kann.
Estrich-Veranstaltungen 2022 und 2023
• Fließestrich-Forum, 17. - 18. Oktober 2022, Fulda
• Internationales Sachverständigentreffen, 12. - 13. November 2022, Schweinfurt
• Berufswettbewerb Estrichleger, 12. - 14. November 2022, Berlin
• Deutscher Baugewerbetag, 22. - 23. November 2022, Berlin
• Messe Estrich-Parkett-Fliese (EPF), 22. - 24. Juni 2023, Feuchtwangen
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